Die Münchner gehen raus

von Redaktion

Die Münchner zieht es trotz Corona an die frische Luft. Entsprechend eng ist es am Wochenende an der Isar und in den Parks zugegangen. Selbst wenn viele sich an die Regeln halten – die Polizei hat auch zahlreiche Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen festgestellt.

VON STEFANIE WEGELE UND SARAH BRENNER

Der Himmel königsblau, die Isar karibisch klar. Der Stress, die Ohnmacht, die sich in den vergangenen Wochen wie ein Schleier über die Straßen gestülpt hatten, wirkten am Wochenende wie weggeblasen. Und es kam, wie es kommen musste: Am Isarufer, im Englischen Garten und im Westpark – überall zog es die Städter in Scharen nach draußen. Kein Wunder, dass es da mancherorts ganz schön eng zuging. Vor allem an der Isar nahmen’s die Münchner offenbar nicht ganz so genau mit den nach wie vor geltenden Ausgangsbeschränkungen und dem von der Regierung geforderten Sicherheitsabstand. Für die Polizei bedeutete das: ermahnen, kontrollieren und diskutieren.

Es ist Samstagmorgen, als Silvio mit seinem Eismobil durch den Englischen Garten rollt. Bunte Luftballons in den Händen, sechs frische Eissorten im Gepäck. Direkt neben ihm, ein Stückerl unterhalb des Monopteros’, haben sich Becky und Maxi ins saftig grüne Gras fallen lassen. Die beiden lassen sich – wie unzählige andere Münchner an diesem Wochenende auch – die Frühlingssonne auf die Nase scheinen. Mancherorts eng an eng, Picknickdecke an Badetuch. Ein bisserl ruhiger geht’s derweil am Flaucher zu. Dort machen es sich die Münchner vorwiegend mit einem Buch in der Hand im Kiesbett bequem. Im Westpark wird derweil fleißig geturnt und im Englischen Garten sieht man zwischen dichten Büschen und gewaltigen Buchen ein paar bunte Hängematten baumeln. Ein Zeichen aufkeimender Lebenslust oder verfrühter Leichtsinn?

Für die Polizei war es laut einem Sprecher ein „normales“ Wochenende – „normal“ in Corona-Zeiten. So manchem Münchner war es dennoch gerade am Samstagnachmittag zu eng an der Isar – bis das Gewitter die meisten Münchner wieder in die Häuser trieb.

Die verzeichneten Verstöße bewegten sich allerdings im üblichen Rahmen: Von Freitag auf Samstag gab es bei mehr als 6900 Kontrollen 152 Anzeigen, von Samstag auf Sonntag bei 5300 Kontrollen 283 Anzeigen. Am Hart feierten gleich neun Leute eine verbotene Privatparty. Als die Beamten kamen, wollte ein 21-Jähriger sie am Betreten der Wohnung hindern. Der junge Mann wurde überwältigt und bekam zusätzlich zur Anzeige nach dem Infektionsschutzgesetz noch eine wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Zudem gab es zuletzt an der Karlstraße immer wieder Beschwerden von Passanten, dass dort vor allem Wohnsitzlose gemeinsam trinken. Am Samstagnachmittag bekamen vier Männer im Alter von 30 bis 53 Anzeigen, weil sie in einem Fahrzeug Alkohol tranken. Zum Vergleich: Am Ostersonntag bis Montagfrüh gab es bei 5900 Kontrollen 317 Verstöße.

Ab heute könnte es mehr Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen geben. Denn es treten zwar erste Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen in Kraft, diese sind jedoch kein Freifahrtschein und könnten von einigen falsch interpretiert werden. Ein Polizeisprecher betont: „Es geht weiterhin darum, Gruppenbildungen zu vermeiden!“ Das heißt konkret: Als Familie oder Paar darf ich mich jetzt nicht mit jemandem außerhalb des eigenen Haushalts treffen. Die Lockerung ist vor allem für Alleinstehende gedacht. So darf man Sport oder Spaziergänge an der frischen Luft zu zweit machen. Eine andere Person in die eigene Wohnung einzuladen, ist nach wie vor nicht gestattet. Allerdings ist es erlaubt, unterschiedliche Personen nacheinander zu treffen. Ziel sollte freilich nach wie vor sein, Ansteckungen zu vermeiden.

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