Messe: Corona kostet Milliarden

von Redaktion

VON KATHRIN BRAUN

Es ist eine einfache Formel: Für jeden Euro, der in die Messe München fließt, bekommt der Bund gleich zehn – so erklärt Messechef Klaus Dittrich die Hebelwirkung der Veranstaltungen in Riem. Denn Besucher zahlen nicht nur den Eintritt, sondern auch die Anreise, Hotelübernachtungen, Restaurantbesuche und Einkäufe. Laut einer neuen Studie kommen so in einem durchschnittlichen Jahr 3,3 Milliarden Euro für den Bund zusammen, davon fließen allein 1,8 Milliarden in die Münchner Wirtschaft. Das sind 25 Prozent mehr als bei der letzten Untersuchung im Jahr 2013.

Dieser Wert, also die Nebeneinnahmen durch die Veranstaltungen, nennt sich Umwegrendite – und diese berechnet das ifo-Institut alle sechs Jahre für die Messe München. Von 2001 bis 2019 ist die Summe kontinuierlich gestiegen. Die Corona-Krise dürfte aber ein Loch in die Statistik reißen. Ab dem 1. September dürfen zwar in Bayern wieder Messen stattfinden, trotzdem befürchtet Dittrich: „Wir rechnen im Moment mit Umsatzverlusten von bis zu 230 Millionen Euro in diesem Jahr.“ Und die 1:10-Formel gelte auch umgekehrt. Heißt: Das würde den Bund rund 2,3 Milliarden Euro kosten.

Die ExpoReal soll den Auftakt machen (wir berichteten): Vom 5. bis 7. Oktober soll die Immobilienmesse auf 70 000 Quadratmetern stattfinden. „Dass wir jetzt dafür grünes Licht bekommen haben, ist ein wichtiges Signal“, sagt Dittrich. Welche Bedeutung Messen für die gesamte Wirtschaft haben, zeige das Rekordjahr 2019: Da stießen die Veranstaltungen sogar 4,31 Milliarden Euro Umsatz an. „Allein die bauma, die größte Messe der Welt, sorgte für einen Umsatz von 1,55 Milliarden Euro“, sagt Dittrich. Außerdem hätten die Veranstaltungen in Riem 2019 über 35 000 Arbeitsplätze geschaffen.

In einem Durchschnittsjahr schaffe die Messe 27 000 Stellen. Und davon profitiere vor allem der Bund: Er kassiere rund 400 Millionen Euro an Mehrwert- und Lohnsteuern. Der Freistaat bekomme 217 Millionen, der Münchner Stadtkämmerer 33 Millionen.

Personalkosten machen laut der ifo-Studie rund 18 Prozent der Ausgaben der Messe-Aussteller aus. 20 Prozent flössen in den Standbau, 18 Prozent in die Standmiete. Insgesamt würden Aussteller im Schnitt 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für ihren Messestand bezahlen.

„Den Besuchern ist die Veranstaltung fast eine Milliarde Euro wert“, sagt ifo-Volkswirt Horst Penzkofer. Von 963 Millionen Euro im Jahr machten Übernachtung, Reisekosten und Gastronomie über 70 Prozent aus. Konkret: 36 Prozent der Ausgaben gingen in den Fernverkehr, 20 Prozent in Übernachtungen, 15 Prozent in die Gastronomie.

Wiesn schafft in zwei Wochen ein Drittel

Zum Vergleich: Der Wirtschaftswert des Oktoberfests betrug im Jahr 2018 1,23 Milliarden Euro – innerhalb von zwei Wochen macht die Wiesn also mehr als ein Drittel des Jahresumsatzes der Messe München aus. Laut Referat für Arbeit und Wirtschaft haben die Festgäste fast die Hälfte der Ausgaben (505 Millionen Euro) für Übernachtungen und Gastronomie ausgegeben, mehr als direkt auf der Wiesn – da betrug der Wert nur 442 Millionen Euro.

Artikel 2 von 5