Wenn der Weg zum verheißungsvollen Schallplattenstapel von Kleiderstangen-Kramern, Spielzeug-Suchern und Geschirr-Guckern versperrt wird, hat man zwei Möglichkeiten: Warten – oder trotz Corona drängeln. Besonders im Jagdfieber vergessen Besucher die Abstandsregelungen. Das zeigte sich am vergangenen Freitag beim Hofflohmarkt in Nymphenburg, wo mancher Hofeingang zwischenzeitlich der Tür einer U-Bahn zur Rushhour glich: viele Maskierte – wenig Abstand. Veranstalter René Götz passt deshalb ab August das Konzept der Hofflohmärkte an.
Seit zwei Wochen öffnen in München die Viertel nach und nach ihre Hinterhöfe und Gärten für Schnäppchenjäger und Schaulustige. Möglich ist das dank einer Ausnahmeregelung des Kreisverwaltungsreferats München. Voraussetzung war ein strenges Sicherheits- und Hygienekonzept. So besteht unter anderem in allen Höfen und Gärten Maskenpflicht, der Mindestabstand muss eingehalten werden und Bargeld darf nur in Schüsseln übergeben werden.
So viel zur Theorie. Besucherin Ulrike R. erlebte ihren Besuch anders: „Ich wurde heute überall angerempelt“, sagte die 40-Jährige. Eigentlich wollte sie beim Hofflohmarkt in Neuhausen verkaufen – aber das werde sie sich wohl noch einmal überlegen. „Für Eltern und Kinder waren die vergangenen Monate eine Belastungsprobe. Meine größte Sorge ist eine zweite Welle. Da verzichte ich lieber auf einen Flohmarkt.“
Andere Besucher fanden, dass die Corona-Regelungen im Großen und Ganzen eingehalten wurden – etwa Darian Kastenmüller, der altes Porzellan verkaufte. „Die Leute sind entspannt und alle tragen Masken.“
Auch Veranstalter René Götz zeigte sich zufrieden: „Der Großteil der Besucher hält sich an die Regelungen.“ Dennoch gebe es Nachholbedarf: „Wir hatten kurzzeitig einen richtigen Schwall an Besuchern, da wurde es schon sehr voll“, gab Götz zu. Für ihn ist die Anpassung an die „neue Normalität“ ein Prozess. „Wir müssen ausprobieren, was klappt“, sagte der 43-Jährige. So ist der Ansturm auf die Hofflohmärkte heuer besonders groß, weil das Kultur- und Veranstaltungsprogramm in der Stadt weiterhin begrenzt ist.
„Wir machen heute einen Familienausflug“, sagte Maria Baumgartner, die sich gerade eine Puppe mit ihrer Tochter anschaute. „In einigen Höfen achten sie darauf, dass nur eine begrenzte Personenanzahl reingeht, das finde ich gut“, sagte die 29-Jährige. Anderswo klappte das weniger gut.
Auch Veranstalter Götz versucht die Besucherströme umzuleiten. „Wir belegen ab 1. August die Flohmärkte ,doppelt‘: Zum Termin im Westend wird noch einer im Osten stattfinden.“ Pro Hof oder Garten müssen die Teilnehmer zudem eine Ordnungs- oder Aufsichtsperson ernennen. „Jeder teilnehmende Hof haftet. Ich als Veranstalter trage auch eine Verantwortung.“ Götz gibt zu: „Welche Strafe bei einer Ordnungswidrigkeit droht, weiß ich ehrlich gesagt nicht.“ Fest stehe aber: „Wenn die Leute sich nicht an die Regeln halten, könnte das das Ende der Hofflohmärkte sein.“
Der nächste Hofflohmarkt
findet am Freitag, 17. Juli, von 17-22 Uhr in Gern statt. Darauf folgen zwei Samstagstermine: am 18 Juli in Pasing Nord und am 25. Juli im Westparkviertel (jeweils von 10-16 Uhr). Weitere Informationen unter www.hofflohmaerkte.de.