Dort, wo sonst emsiges Treiben herrscht, Fahrgäste über den Bahnsteig huschen und U-Bahnen im Minutentakt ein- und ausfahren, ist ein wenig Ruhe eingekehrt. Aber der Eindruck trügt – still steht an der U-Bahnhaltestelle Münchner Freiheit trotzdem wenig. Seit fast drei Wochen wird hier im Zweischichtbetrieb fast rund um die Uhr gearbeitet. Bis zu 30 Arbeiter sind im Einsatz. Innerhalb von neun Wochen werden hier neun neue Weichen eingebaut. Die Arbeit hier unten geht langsam vonstatten. Schuld sind die beengten Platzverhältnisse und das viele Material – da ist Ruhe und Koordination gefragt.
„Bisher sind wir gut im Zeitplan“, sagt Projektleiter Franz Weigert. Er kennt dort unten jeden Stein und jede Schiene. Drei von neun Weichen sind derzeit im Umbau, etwa ein Drittel der Baumaßnahme ist somit fertig. Mitte August soll es in die nächste Bauphase gehen, dann sind die Weichen auf der anderen Seite dran. Die Weichenanlage stammt aus den 1970er-Jahren. Seither ist die Zahl der Fahrgäste enorm gestiegen, die Züge wurden leistungsfähiger und fuhren in immer kürzeren Zeitabständen über die Weichen. Die Schienen wurden über die Jahre bereits mehrfach erneuert. „Die fahren sich, ähnlich wie die Reifen beim Auto, über die Zeit ab“, erklärt Weigert. Je älter das Auto, oder in diesem Fall die Weichen, desto reparaturanfälliger sind die einzelnen Teile. „Jetzt war der Moment gekommen, wo die komplette Anlage getauscht werden muss.“
Das geht eben nur bei einer kompletten Sperrung, die noch bis zum 18. September andauern wird. Derweil verkehren zwischen Münchner Freiheit und Universität Ersatzbusse. Während der Sperrung werden auch Brandschutz- und Wartungsarbeiten durchgeführt – schließlich soll die Sperrzeit optimal genutzt werden.
Die Station an der Münchner Freiheit sei „das Herzstück“ des Münchner U-Bahn-Netzes, so Weigert. Denn es ist die einzige Verbindung zum Betriebshof im Norden, wo alle U-Bahnen gewartet und repariert werden. „Jede U-Bahn, die ins Netz will, muss über diesen Bahnhof fahren.“ Deshalb muss dieses Herzstück gut gepflegt werden – damit bald wieder Normalbetrieb herrschen kann. LISA-MARIE BIRNBECK