Schwarz wie die ewige, kalte Nacht? Nein, rot wie die lodernde Flamme und rot wie die SPD! Mit kräftig leuchtenden Tüchern aus weichem Samt war der Bogenhausener Friedhof geschmückt – rund um jenes unscheinbare Grab, in dem jetzt einer der größten Münchner Politiker seine letzte Ruhe fand. Am Freitagnachmittag wurde hier Hans-Jochen Vogel beerdigt: Der Alt-Oberbürgermeister, ehemalige SPD-Chef und ehemalige Bundesminister war am Sonntag im Alter von 94 Jahren gestorben.
Es ist ein wunderschöner, idyllischer, ruhiger Ort – ein ganz besonderer Platz in München für den großen Politiker. Gleich rechts am Eingang des Friedhofs, im kühlen Schatten grüner Bäume, durch den vereinzelte Sonnenstrahlen fallen. In direkter Nachbarschaft vieler berühmter Menschen, die für die Stadt München viel bedeuten – Erich Kästner, Bernd Eichinger, Liesl Karlstadt, Helmut Fischer. Es ist das Grab seiner Eltern Hermann und Caroline, in dem Hans-Jochen Vogel nun seinen Platz für die Ewigkeit fand.
Kurz vor halb vier Uhr nachmittags wurde der einfache Holzsarg herangetragen, etwa eine Viertelstunde später kam die Trauergemeinde mit etwa 50 Gästen in einem silbernen Reisebus am Friedhof an – sie hatten vorher einen Trauergottesdienst im engsten Familienkreis in der Benediktinerkirche Sankt Bonifaz gefeiert. Ohne Ankündigung, ohne Öffentlichkeit, in aller Stille. Stumm zogen die Trauergäste zum Grab, alle mit schwarzen Masken – darunter Vogels Witwe Liselotte und sein Bruder Bernhard, die Familie und Würdenträger wie Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der einen Strauß weißer Lilien trug, und die Bürgermeisterinnen Katrin Habenschaden und Verena Dietl.
Ohne Musik nahm die Trauergemeinde Abschied. Der Grabschmuck: ein prächtiges Meer aus Blumen. Allein 16 Kränze voll Rosen-, Gerbera- und Dahlienblüten – ganz vorne der Kranz von Vogels Frau mit der schlichten Aufschrift: „In Liebe“.
Dieser Tag: ein Tag der Trauer für ganz Deutschland. Selbst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel schickten Kränze mit schwarz-rot-goldenen Schleifen. Auch München und Berlin gedenken Vogels mit eigenem Blumenschmuck – in beiden Städten war er Bürgermeister gewesen.
Ein langes, engagiertes Leben ist zu Ende gegangen. Dafür ist es ein würdiger, sehr stilvoller Abschied vor der kleinen Kirche St. Georg. Traurig, aber schön. Und in der Abendsonne bleibt das prächtige Leuchten der Blumen und der roten Tücher.
Die offizielle Trauerfeier
für geladene Gäste findet am Montag um 10.30 Uhr im Gasteig statt. Sie wird live im Internet auf www.muenchen.de/trauerfeier übertragen.