Sexfalle bei der Wohnungssuche

von Redaktion

VON FELICITAS BOGNER

Robin H. will ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen. Zu groß ist die Angst vor den Männern, die sie belästigt haben. Die 27-Jährige war nach der Trennung von ihrem Freund auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Sie habe in der Zeitung inseriert, in der Hoffnung, dass sich dort eventuell serösere Vermieter melden als im Internet, sagt sie. Ein Fehler, den Robin H. schon nach wenigen Tage bereute. „Ich wurde von einem Walter angerufen. Er bot mir eine Zweizimmerwohnung mit Whirlpool an der Maximilianstraße für 850 Euro warm an“. Der Mann gab an, in Stuttgart zu wohnen und mit einem Freund bereits am nächsten Tag in München sein zu können. „Er sagte, er sitze im Rollstuhl, sei fast blind und höre schlecht, aber am Telefon konnte er mich problemlos verstehen“, wundert sich H. Und dann rückte der Anrufer auch mit der Sprache heraus: Es gehe um seine Selbsthilfegruppe für behinderte Männer mit akademischem Grad. H. solle – wie angeblich die Vormieterin – sechs Mal im Monat erotische Gespräche mit diesen Männern führen. Satte 300 Euro versprach der Mann Robin H. pro Gespräch. Bei einer Monatsmiete von 850 Euro hätte sie sogar Geld herausbekommen. „Das Ekligste war, dass er mich Mäuschen nannte“, berichtet die junge Frau. „Er wollte, dass wir zum Test am Telefon einmal ausprobieren, ob ich für diesen Job geeignet sei.“

An diesem Punkt wurde ihr mulmig. „Ich wusste nicht, wie ich aus der Nummer rauskomme, er wurde immer penetranter, und ich habe mich nicht getraut „Stop“ zu sagen.“ Also legte H. auf. Daraufhin folgte Telefonterror. „Er hat mich mit unterdrückter Nummer noch über 50 Mal angerufen, ich habe wirklich Angst bekommen.“ Am nächsten Tag habe er die Anrufe eingestellt. H. glaubt, dass die angebotene Wohnung gar nicht existiert.

Es blieb nicht das einzige unerfreuliche Erlebnis bei H.s Wohnungssuche. „Einer hat vorgeschlagen, dass ich bei ihm einziehen soll, weil er mich so hübsch findet, wollte wissen, ob ich Single bin.“ Eine Frau habe ihr geraten, ihre Nummer und ihr Bild aus dem Profil bei Ebay-Kleinanzeigen zu nehmen. Auch sie habe schlimme Erfahrungen gemacht. Insgesamt habe sie sich auf 80 Anzeigen gemeldet und 20 Wohnungen besichtigt, erzählt H. Vor einer Woche hat sie endlich eine bezahlbare Wohnung gefunden – bei seriösen Vermietern.

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