„Wir stellen schon fest, dass es in der letzten Zeit unglaublich zugenommen hat“, sagt Kathrin Wickenhäuser vom Hotel Cristal. Egal an welcher Ecke – Schwanthalerstraße, Goethestraße, Bayerstraße – Wickenhäuser spricht von deutlichen Steigerungen. „Mittlerweile ist es auch so, dass die Autofahrer angebettelt werden, weil sie wegen der vielen Baustellen im Stau stehen.“
Laut einem Polizeisprecher ist das Betteln rund um den Hauptbahnhof im März und im April nahezu zum Erliegen gekommen. „Es gab einen Rückgang während der Phase des Lockdowns.“ Das deckt sich mit der Einschätzung des Kreisverwaltungsreferates (KVR). „Aufgrund der Corona-Situation hatte sich die Anzahl bettelnder Menschen zwischenzeitlich verringert. Das hat man besonders in den Monaten März und April bemerkt“, teilt KVR-Sprecher Johannes Mayer auf Anfrage mit. Laut Polizei habe sich die Situation zwischenzeitlich normalisiert. „Wir haben so pauschal zwischen 100 und 150 Bettler im Stadtgebiet. Zum Großteil handelt es sich um Menschen aus Osteuropa, Rumänien und Bulgarien, bei denen wir oft von einem kriminellen Hintergrund ausgehen müssen.“
Schwerpunkte seien der Innenstadtbereich, aber es würde auch in Pasing, vor dem PEP in Neuperlach oder am Weißenburgerplatz gebettelt. Es handle sich bei den Bettlern dennoch um Menschen, die „nach unserer Einschätzung bereits in ihren Heimatländern schlecht behandelt werden“, sagt der Sprecher. Die Polizei kann darüber hinaus nur dort handeln, wo es Verstöße gibt. „Anzeigen gibt es immer mal wieder, im Jahr meist so um die 20 bis 30. Das ist ebenfalls relativ konstant.“
Für Kathrin Wickenhäuser ist die Situation aber längst nicht mehr tragbar. Das Bahnhofsviertel verkomme zusehends. „Es könnte schon ein bisschen mehr gemacht werden“, sagt die Unternehmerin. In dem Zusammenhang sieht sie die Pläne der Stadt kritisch, den Kommunalen Außendienst (KAD) möglicherweise nicht mehr im Bahnhofsviertel einzusetzen. „Das halten wir für fatal.“ Diese Sorgen seien aber unbegründet, sagt SPD-Vize Christian Vorländer. Die vergangenen Wochen hätten gezeigt, wie wertvoll der KAD ist. „Wir wollen ihn daher beibehalten und weiterentwickeln.“ Die Grünen hatten im Wahlkampf noch die Abschaffung der städtischen Ordnungshüter gefordert. Nach der Sommerpause soll es erste Gespräche geben. Vorländer: „Der KAD wird weiter auf der Straße sein – dort, wo es nötig ist.“