Das Quecksilber klettert auf bis zu 27 Grad, strahlend blauer Himmel, laue Nächte – der Sommer in München setzt noch mal zum Endspurt an. Nach den verregneten und kühlen Tagen zieht es die Münchner wieder nach draußen. Werden es an den Abenden vielleicht zu viele Menschen? Die Wirte an den Treffpunkten der Partyszene wie dem Gärtnerplatz jedenfalls sind alarmiert.
Nachdem das stadtweite Alkoholverbot vom Verwaltungsgerichtshof gekippt wurde (wir berichteten), dürfen die Feierwütigen wieder kommen. Schon am Donnerstag kam es am Baldeplatz zu einer großen Menschenansammlung, die von der Polizei aufgelöst werden musste. Dort, etwas mehr als einen Kilometer südlich des Gärtnerplatzes, mussten die Beamten am späten Abend wegen lärmender und Alkohol trinkender Jugendlicher anrücken. Ein Anwohner hatte den Notruf gewählt. Die rund 40 Feiernden erhielten Platzverweise und Anzeigen wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz.
Der Krach ist keine Seltenheit am Baldeplatz. „Die Situation ist extrem“, sagt Melanie Wagner (45) vom Kiosk-Standl bei der Wittelsbacherbrücke. „Dort sind abends manchmal mehr Leute als an der Isar!“ Gundolf Straub (77) vom Kiosk Isarwahn findet dagegen die Polizeipräsenz übertrieben. „Manchmal standen bis zu 13 Polizeiautos auf der Brücke“, erzählt der 77-Jährige, der den Kiosk seit 20 Jahren betreibt, und schüttelt den Kopf. „Wir haben nichts zu verbergen. Aber schön ist das auch nicht.“ Für Samstag ist eine illegale Großveranstaltung an der Isar mit hunderten Teilnehmern geplant (wir berichteten).
Drohen ähnliche Szenen auch in der Innenstadt? „Ich bin sehr gespannt, wie es wird“, sagt Wirt Giacomo Monaco (52) von der Pizzeria Monaco in der Reichenbachstraße. „Die Lage ist an den Wochenenden oft chaotisch.“ Und das sei auch schlecht fürs Geschäft. „Bei dem Krawall bleiben nämlich die Kunden, die in Ruhe ihr Essen genießen wollen, lieber daheim.“ Geholfen hätten die verstärkten Kontrollen. Viele Wirte seien darüber froh. „Man merkt, dass die Polizei und das KVR mehr kontrollieren, um die exzessive Feierei einzudämmen“, sagt Luca Lehr (26) vom Cotidiano am Gärtnerplatz.
Die Polizei will an ihrer Strategie festhalten. Auch an diesem Wochenende wird sie wieder an den beliebten Feier-Treffpunkten verstärkt Präsenz zeigen. Wie seit Beginn der Corona-Pandemie sind an sommerlichen Abenden an den Wochenenden etwa 300 zusätzliche Beamte im Einsatz.
Was gibt es Neues von der geplanten Party an der Elektro-Isar? Die Veranstaltung wurde bei Facebook gepostet. Mittlerweile gibt es 486 Zusagen, knapp 10 000 Feierwillige sind an dem Rave interessiert. Polizeisprecher Sven Müller sagt, man habe die Party „auf dem Radar“ und werde dementsprechend auf Menschenansammlungen reagieren. Die Politik will dagegen ein Alkoholverbot an acht Hotspots durchsetzen, sollte der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert über 35 klettern. Am Freitag lag er bei 30,58 (86 neue Infizierte).
Die Gastronomen müssen derweil selbst gut aufpassen, dass sich vor ihren Läden nicht mehr Menschen tummeln als erlaubt. „Da schauen wir jetzt besonders drauf“, versichert Luca Lehr vom Cotidiano. Man sei eben „sehr vorsichtig“.