Die Spekulationen um die Nachfolge im Donisl sind besonders interessant. Denn der künftige Wirt wird wahrscheinlich auch die ebenfalls frei gewordene Bräurosl auf der Wiesn übernehmen. „Wir bedauern, dass die Zusammenarbeit nun am 31. Dezember 2020 schon nach fünf Jahren endet. Aufgrund der langjährigen Verbindung und der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Familien Rubenbauer und Reindl haben wir dem Wunsch entsprochen, das Pachtverhältnis vorzeitig zu beenden“, sagt Andreas Steinfatt, Geschäftsführer der Hacker-Pschorr Bräu GmbH. Auch Karlheinz Reindl, der auch Geschäftsführer der Rubenbauer Unternehmensgruppe ist, bedauert das Ende als Innenstadtwirt: „Der Donisl war und ist ein Herzensprojekt, aber das Ausbleiben von Touristen und Messegästen zwingt uns zu dieser Entscheidung.“
Die Wirtsfamilie Reindl trat 2015 die Nachfolge der legendären Wildmosers an. Schon lange munkelt man in der Szene, dass sich seit dem damaligen Riesen-Umbau nur noch selten Einheimische in das Wirtshaus verirrten. Zu unserer Zeitung sagte Karlheinz Reindl gestern, dass er seit mehreren Wochen mit der Brauerei im Dialog sei – die Entscheidung sei aber erst vor Kurzem gefallen. „Wir haben uns mit der Brauerei darauf verständigt, den Betrieb zu schließen, deswegen müssen wir alle Mitarbeiter zum Jahresende kündigen.“ Laut Brauerei dauere es „noch ein paar Wochen“, bis ein Nachfolger präsentiert werden könne, man führe aber bereits Gespräche.
Diese Gespräche sind offenbar doppelt brisant. Denn Brauereichef Andreas Steinfatt sagt in der offiziellen Mitteilung: „Es ist uns klar, dass es eine Herausforderung ist, den oder die richtigen Wirte für zwei Großobjekte wie den Donisl und die Bräurosl auf der Wiesn zu finden. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich hier auch eine Kombination.“ Soll heißen: Es kann gut sein, dass beide Objekte an den gleichen Wirt gehen. Wenn die Brauerei aber offiziell von möglichen mehreren Wirten spricht – ist dann vielleicht doch etwas dran, dass Gastronom Florian Lechner (einer der Nockherberg-Wirte) gemeinsam mit Florian und Bettina Oberndorfer (Wirtshaus in der Au, Knödelei auf der Wiesn) das Brauereizelt Bräurosl übernehmen? Und in diesem Zuge auch gleich noch den Donisl?
Die Arbeit wäre auf vielen Schultern besser verteilt. Und das nötige Geld käme auch leichter zusammen. Auch wenn Hacker-Pschorr weiter darauf besteht, es stehe noch kein Nachfolger für die Bräurosl fest und besagte Wirte eine Nachfolge dementieren, sprechen nun immer mehr Insider davon, dass tatsächlich das Duo Lechner/Oberndorfer in den Himmel der Wiesnwirte aufsteigen darf. Würden sie dann auch den Donisl übernehmen? „Ich habe mit der Brauerei nicht über den Donisl gesprochen“, sagt Florian Oberndorfer gestern am Telefon. Er höre dieses Thema zum ersten Mal.
Alles nur Taktik? Immerhin berichtet der Vize des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel, Wolfgang Püschel (SPD), unserer Zeitung: „Ich habe von mehreren Seiten gehört, dass die Wirte Lechner und Oberndorfer den Donisl übernehmen sollen.“ Was im Umkehrschluss auch deren Übernahme der Bräurosl wahrscheinlicher machen würde. Ein erfolgreiches Wiesnzelt und eine schwächelnde Traditionsgaststätte als Doppelpack im Angebot? Das gab’s noch nie und könnte für Zündstoff sorgen. Denn wie Püschel sagt: „Falls sich das bewahrheiten sollte, wäre es schon interessant, wie sich die Vergabemodalitäten ändern.“