Heute fährt keine U-Bahn – von Betriebsbeginn um 3.30 Uhr bis 18 Uhr. Die Tram wird weitgehend ausfallen und höchstens jeder zweite Bus wird unterwegs sein. München wird lahmgelegt. „Wer kann, sollte die MVG-Verkehrsmittel meiden“, warnte gestern die Verkehrsgesellschaft selbst. Nur die S-Bahn fährt normal.
Der Streik soll den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen – im bundesweiten Tarifkonflikt um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Bedingungen hätten sich in den vergangenen Jahren „dramatisch verschlechtert“, sagte Verdi-Bayern-Sprecher Kai Winkler gestern. Die Zahl der Beschäftigten habe sich verringert, während die Zahl der Fahrgäste stark gestiegen sei.
Verdi fordert reduzierte Arbeitszeiten, eine bessere Bezahlung – gerade auch für ungünstige Arbeitszeiten. Überstunden sollten nicht mehr die Regel sein, die Belastung im Schichtdienst müsse geringer werden. Die ÖPNV-Berufe sollten sich auch für Berufsanfänger wieder besser rentieren. „Die Ausweitung des ÖPNV ist politisch gewollt – wegen des Klimawandels, wegen der gewünschten Verkehrswende“, sagte der Gewerkschaftssprecher. Dazu brauche es aber einen gut funktionierenden ÖPNV. „Der Warnstreik ist ein geschlossener Weckruf an die Arbeitgeber, an den Verhandlungstisch zu kommen.“
Beim Arbeitgeberverband aber habe man die Verhandlungen abgeblockt, sagt Silke Vorpahl, die Verdi-Verhandlungsführerin beim Omnibus-Tarifvertrag: „Uns bleibt keine andere Wahl, als zu streiken. Und wir werden weitermachen, Schlag auf Schlag!“
Doch warum gerade jetzt streiken – mitten in der Corona-Krise? Man wolle Schüler, Eltern, Fahrgäste ja nicht unverhältnismäßig treffen, sagt Silke Vorpahl. „Der schwarze Peter aber liegt beim Arbeitgeberverband. Die Streiks können jederzeit durch den Arbeitgeberverband unterbrochen werden, indem man uns ein Angebot macht!“
MVG-Chef Ingo Wortmann sieht das anders: „Wir fordern die Gewerkschaften auf, den Tarifkonflikt am Verhandlungstisch auszutragen, nicht auf dem Rücken unserer Fahrgäste.“ Die enormen Einbußen durch die Corona-Pandemie schränkten zudem den Verhandlungsspielraum stark ein. Wortmann betont eines: Immerhin hätten die MVG-Mitarbeiter ja langfristig sichere Arbeitsplätze.
Auch SWM-Personalgeschäftsführer Werner Albrecht betonte: „Die Forderungen der Gewerkschaften sind in ihrer Höhe nicht finanzierbar, erst recht nicht in der aktuellen Situation.“
Wie geht es nach dem heutigen Streik weiter? Zunächst sind die Ausfälle auf diesen Dienstag beschränkt, sagt Verdi. Doch sollen weitere Streiks folgen – nur nicht mehr diese Woche.