Regierung verbietet Hallensport

von Redaktion

VON LISA-MARIE BIRNBECK

Als Valerie Hellmann am Freitagmorgen auf ihr Handy sah, war es wie ein Schlag ins Gesicht. „Da stand: Ab heute muss die Anlage geschlossen bleiben“, erzählt Hellmann. Die junge Frau ist die Leiterin der Sports4You-Anlage an der Drygalski-Allee in Obersendling. Bis zum Donnerstag konnte man hier Badminton, Squash und Tischtennis spielen – trotz des zweiten Lockdowns. Denn Individualsport war bis dahin offiziell erlaubt, alleine, zu zweit oder mit Mitgliedern des eigenen Hausstandes. Aber am Donnerstagabend verkündete die Regierung dann, dass ab sofort alle Indoor-Sportstätten in Bayern geschlossen bleiben müssen – und damit auch der Betrieb von Valerie Hellmann.

Hintergrund der Neuregelung ist eine kurz zuvor ergangene Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (BayVGH). Dieser hatte unter Verweis auf das Gleichheitsprinzip am Donnerstag die Schließung von Fitnessstudios aufgehoben. Schließlich seien sonstige Sportstätten für Individualsport geöffnet. „Die Staatsregierung respektiert selbstverständlich den Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs und seine Begründung“, so Gesundheitsstaatssekretär Klaus Holetschek (CSU). Die Konsequenz: eine sofortige Verordnungsänderung, die ab Freitag alle Indoor-Sportstätten zum Schließen zwang. Einzig Schul- und Profisport bleiben im November in Innenräumen erlaubt.

„Es ärgert mich, weil es wieder so kurzfristig ist“, sagt Valerie Hellmann von Sports4You. Sie und ihr Team hätten alle Hebel in Bewegung gesetzt und viel Geld investiert, um alle Vorgaben einzuhalten. Nun sei das alles vergebens – und wieder ohne Vorwarnung. Die Klage des Fitnessstudios könne sie nachvollziehen, räumt Hellmann ein. Die in ihren Augen überstürzte Reaktion der Regierung jedoch nicht.

Auch der Bayerische Landes-Sportsverband (BLSV) kritisiert das Verbot des Hallensports scharf. „Diese Entscheidung ist aus unserer Sicht eine kurzfristige Maßnahme ohne Ziel und ein falsches Signal in dieser schwierigen Zeit. Wir haben für diese überhastete Maßnahme kein Verständnis – die Volksseele unserer Sportlerinnen und Sportler, Sportvereine und Sportfachverbände brodelt“, erklärte BLSV-Präsident Jörg Ammon am Freitag. Die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler habe für den Verband nach wie vor oberste Priorität. „Dennoch sollte die Bayerische Staatsregierung diese Entscheidung dringend überdenken“, empfahl Ammon.

Valerie Hellmann musste am Freitag erst einmal alle Mitarbeiter in Kenntnis setzen. Die Türen ihrer Anlage bleiben bis auf Weiteres zu. „Ich hoffe sehr, dass sich das schnell wieder ändern wird.“

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