Hochfliegende Pläne

von Redaktion

VON SASCHA KAROWSKI

Es war eine spektakuläre Idee, die OB Dieter Reiter (SPD) und die damalige Verkehrsministerin Bayerns, Ilse Aigner (CSU), im Sommer 2018 vorstellten: eine Seilbahn über dem Frankfurter Ring. Die Strecke sollte 4,5 Kilometer lang sein und die Gondeln zwischen den U-Bahn-Stationen Oberwiesenfeld und Studentenstadt pendeln. Die Kosten wurden seinerzeit auf rund 50 Millionen Euro geschätzt. „Eine rundum gelungene Idee“, befand OB Reiter. Die Kosten wollten sich Stadt und Freistaat teilen, der Stadtrat gab eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Die sollte eigentlich Ende dieses Jahres vorgestellt werden. Doch daraus wird nichts.

Die Fertigstellung der Studie wird sich um mindestens ein halbes Jahr verzögern. Grund ist, dass die Planer der Stadt eine viel längere Trasse untersuchen, die von der S-Bahn-Haltestelle Fasanerie (S1) bis zur Haltestelle Unterföhring (S8) führen könnte. Die Trasse hätte eine Länge von nahezu neun Kilometern, wäre damit doppelt so lang wie die ursprünglich geplante Variante. Die Experten der Stadt versprechen sich von der langen Version aber den größten verkehrlichen Nutzen. Sprich: Die Seilbahn würde wesentlich stärker frequentiert, wenn die S-Bahn-Haltestellen angebunden sind. Insgesamt soll das Fahrgastaufkommen der Seilbahn von der Fasanerie bis nach Unterföhring mehr als doppelt so hoch sein wie die auf dem ursprünglich vorgeschlagenen Kernstück zwischen Oberwiesenfeld und Studentenstadt.

Derzeit liegt der Stadt lediglich die verkehrliche Bewertung möglicher Seilbahnvarianten vor. Ausstehend sind noch die Ergebnisse des Systemvergleichs der Seilbahn mit den klassischen Verkehrssystemen Tram und Bus. Ebenfalls ausstehend ist die bauliche Prüfung der Machbarkeit. Die Verwaltung möchte erst dann die Öffentlichkeit beteiligen, wenn bestätigt wird, dass die vorgeschlagenen Seilbahnvarianten überhaupt baulich umsetzbar sind.

Die Idee mit der Seilbahn kam nur auf, weil die Stadt dringend nach Möglichkeiten sucht, den öffentlichen Nahverkehr zu entlasten. Der Frankfurter Ring ist eine der verkehrsreichsten Straßen Münchens. Dort fahren bislang nur Busse, die aber oft im Stau stehen.

Die Seilbahn soll in etwa 50 bis 60 Metern Höhe über der Straße schweben. Auf der ursprünglichen Variante zwischen Studentenstadt und Oberwiesenfeld waren vier Stationen geplant. Von der östlichen Endstation Studentenstadt, dem Anschluss zur U6, ginge es zur ersten Zwischenstation Schwabing Nord mit Anschluss zur Tram 23. Im weiteren Verlauf könnte die Station Frankfurter Ring mit Anschluss zur U2 erreicht werden. Das Ende der Strecke würde die Station Oberwiesenfeld bilden, mit Anschluss zur U3. Gesamtfahrzeit: etwa 15 Minuten.

Die Vorteile einer „urbanen Seilbahn“ gegenüber konventionellen Nahverkehrsmitteln: Energieverbrauch und Lärmbelästigung sind sehr gering, die Konstruktion benötigt lediglich kleine, abgegrenzte Baufelder für Stützen und Stationen. Die Bauzeit wäre mit zwei bis zweieinhalb Jahren wesentlich kürzer als bei U-Bahnen. Bei einer Geschwindigkeit von rund 29 Stundenkilometern können 32 Personen pro Kabine und 4000 Menschen pro Stunde und Richtung befördert werden – 50 Prozent mehr als bei einer Tram. Die Kabinen sind barrierefrei zugänglich und ähneln dem Innenraum einer neuen U-Bahn.

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