Christmetten, die länger als 21 Uhr dauern, wird es in diesem Jahr nicht geben. Das hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gestern klargestellt. Die katholische Kirche hatte um eine Ausnahme für die von Bayerns Staatsregierung geplante Ausgangssperre am Heiligen Abend gebeten. „Es wird keine Sonderregelung geben für Familien und auch nicht für Kirchen“, entgegnete der Ministerpräsident vor dem Bayerischen Landtag.
Die katholische und die evangelische Kirche hatten am Dienstag unterschiedlich auf die Ausgangssperre reagiert. Die sieben katholischen Diözesanbischöfe hatten „dringend“ darum gebeten, „dass diese schmerzhafte Entscheidung der Ausgangssperre an Heiligabend eine einzige Ausnahme erfahren kann“. Auch der evangelische Landeskirchenrat sprach von einem „schmerzlichen Eingriff“, sagte aber alle zu später Stunde geplanten Christmetten und Vespern ab. Man sehe dies als Teil einer großen Kraftanstrengung, um auf die Pandemie entsprechend zu reagieren.
Die katholischen Bischöfe wollten zunächst nicht so weit gehen. Sie seien sich des Ernstes der Lage voll bewusst, von den Weihnachtsgottesdiensten dürfe kein erhöhtes Infektionsrisiko ausgehen. Ihrer Ansicht nach würde aber die zeitliche Ausweitung der Gottesdienste über den ganzen Abend hinweg das Infektionsrisiko mindern – im Gegensatz zu einer Verdichtung in der Zeit vor 19.30 Uhr. Der Besuch der Christmette trage zudem mit der religiösen Stärkung erheblich zur seelischen Gesundheit und Stabilisierung der Menschen in dieser Krisenzeit bei. Man sei sich einig, dass am Heiligen Abend so viele Gottesdienste wie möglich gefeiert werden sollten, so die Bischöfe. In allen Pfarreien seien entsprechende Konzepte entwickelt worden. Dazu gehörten strenge Hygienekonzepte und persönliche Platzkarten.
Söder aber bleibt dabei: In Rom habe sogar der Papst angekündigt, dass er seine Christmesse wegen der Corona-Regeln nach vorne verlegt habe. Im Freistaat gilt coronabedingt von 21 bis 5 Uhr eine Ausgangssperre. Bisher hatte es geheißen, Besucher von Christmetten sollten davon ausgenommen sein. Nun aber nimmt man von dieser Ausnahme Abstand.
Augsburgs Bischof Bertram Meier kritisiert das scharf. „Wir wurden von der neuen Entwicklung förmlich überrumpelt“, teilte er mit. „Eine stabile Brücke zwischen Staat und Kirche, die durch Krisen trägt, stelle ich mir anders vor.“ Er bedaure „die neuen Rahmenbedingungen sehr“.
Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zeigte sich versöhnlicher: „Die Weihnachtsbotschaft wird ihren Weg in unsere Herzen finden.“ Die Gottesdienste fänden auf vielen Kanälen statt – „digital, gestreamt, per Youtube, im Fernsehen, als Gottesdienst to go, mit liebevoll vorbereiteten Angeboten, im kleinen oder ganz kleinen Hausstand“. Der große gemeinsame Wille zur Eindämmung des Virus sei in diesem Jahr Teil des Weihnachtsfestes und seiner Botschaft. „Denn die Liebe und die Hoffnung, die mit dieser Botschaft verbunden ist, wird darin konkret, dass wir Rücksicht aufeinander nehmen und Leben schützen.“
Rainer Maria Schießler sagt, er habe mit dem Veto der Staatsregierung gerechnet. Der Pfarrer von St. Maximilian im Glockenbachviertel hatte vor, an Heiligabend bis Mitternacht zwölf Stunden lang jede Stunde eine Christmette zu feiern und dazu jeweils 100 Gläubige einzulassen. An diesem Konzept hält er auch fest. „Aber wir lassen dann halt nach 19 Uhr niemanden mehr rein, damit die Leut um 21 Uhr daheim sind.“
Ein Problem sei das nicht, sagt Schießler – denn er überträgt die Gottesdienste per Livestream. „Dann schauen sich die Leute ihre Mette halt nach der Bescherung auf dem PC an.“ Der gesamte Messen-Marathon wird gestreamt, man kann also auch schon am Nachmittag bei den Kindergottesdiensten reinschauen, wen man nicht in die Kirche gehen will.
Der Geistliche hofft allerdings auf behördliche Auskunft, was die Zeit nach 21 Uhr betrifft. „Die Musiker, Techniker und Ministranten arbeiten ja bis Mitternacht weiter, wenn auch keine Gläubigen mehr da sind. Sind die dann 500 Euro los, wenn sie von der Kirche nach Hause gehen?“ Letztlich werde sich aber auch dieses Problem lösen lassen. kna, dpa, lö