Trauer um Peter Schmidhuber

von Redaktion

Der CSU-Politiker war Stadtrat, Minister und EU-Kommissar – jetzt verstarb er mit 89 Jahren

Die Münchner CSU trauert um einen ihrer Großen: Peter Schmidhuber, der langjährige Stadtrat, bayerische Staatsminister und EU-Kommissar, verstarb am Samstag nur wenige Tage nach seinem 89. Geburtstag.

Seiner Partei, der er 68 Jahre lang angehörte, diente Schmidhuber in unterschiedlichsten Funktionen: von 1960 bis 1966 als Münchner Stadtrat, von 1965 bis 1969 sowie 1972 bis 1978 als Bundestagsabgeordneter und von 1978 bis 1987 als Abgeordneter im Landtag, wo er den Wahlkreis München-Pasing vertrat. Er gehörte als politischer Ziehsohn von Josef Müller, genannt Ochsensepp, dem liberalen Flügel der Partei an und zählte zu jenen, die im Herbst 1976 gegen den von Parteichef Franz Josef Strauß herbeigeführten Kreuther Trennungsbeschluss opponierten, mit dem die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bundestag aufgekündigt werden sollte.

Schmidhuber gehörte zu der raren Politiker-Spezies, die das Rampenlicht der Öffentlichkeit eher mieden, als es zu suchen. Er galt als umgänglich, ohne sich dabei aber den Mund verbieten zu lassen. Seine Stunde schlug 1978, als sein Parteifreund Erich Kiesl Münchner Oberbürgermeister wurde und aus der bayerischen Staatsregierung ausschied. Bayerns Ministerpräsident Strauß, der sich zwei Jahre zuvor noch über Schmidhuber und dessen Parteinahme im Kreuther Streit geärgert hatte, erwies sich als nicht nachtragend und berief den 47-Jährigen in sein Kabinett, als Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten. So war Strauß eben: aufbrausend, aber nie getrieben von dem Wunsch, Gegner zu vernichten.

Nach neun Jahren wechselte Schmidhuber die Bühne und wurde – als erster und bislang einziger CSU-Politiker – EU-Kommissar in Brüssel. Unter dem Kommissionspräsidenten Jacques Delors war er von 1987 bis 1995 zuständig für Regionalpolitik und Marktwirtschaft, später zusätzlich für Haushaltskontrolle. Nach acht Jahren in Brüssel berief die Deutsche Bundesbank den studierten Volkswirt und Rechtswissenschaftler in ihr Direktorium, dem er vier Jahre angehörte.

Nach seinem Ausscheiden aus vielen öffentlichen Ämtern war Schmidhuber als Rechtsanwalt tätig – zuletzt in der Münchner Kanzlei von Theo Waigel und dessen Sohn Christian. Die CSU verliere einen „intellektuell gebildeten homo politicus“ und er selbst einen „treuen Freund“, sagt der CSU-Ehrenvorsitzende. Der verwitwete Peter Schmidhuber hinterlässt eine Tochter.                                    GEORG ANASTASIADIS

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