München würdigt den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und den ehemaligen Außenminister und FDP-Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle. Die Stadt benennt zwei neue Straßen auf dem Gelände der Bayernkaserne in Freimann nach den verstorbenen Politikern. Dafür hat sich der Ältestenrat ausgesprochen. Die Entscheidung muss kommenden Donnerstag noch vom Kommunalausschuss des Stadtrats bestätigt werden.
Helmut Kohl amtierte von 1982 bis 1998 als sechster Bundeskanzler der Bundesrepublik. Als Wegbereiter der Wiedervereinigung wurde er in den Jahren 1989/1990 auch „Kanzler der Einheit“ genannt. Er starb 2017 im Alter von 87 Jahren. Die „Helmut-Kohl-Allee“ verläuft parallel zur Heidemannstraße auf dem Areal der früheren Bayernkaserne. Dort entsteht in den kommenden Jahren ein neues Quartier mit rund 5500 Wohnungen. Bis zu 15 000 Menschen sollen hier leben.
Der „Guido-Westerwelle-Platz“ grenzt direkt an die Helmut-Kohl-Allee an. Westerwelle war von 2001 bis 2011 Bundesvorsitzender der FDP. Von 2009 bis 2013 amtierte er im Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als Bundesaußenminister. Er starb im Alter von 54 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit.
Zwei weitere Straßen auf dem Bayernkasernen-Gelände sollen Henny Seidemann und Friederike Nadig gewidmet werden. Die gebürtige Berlinerin Seidemann (*1922) stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie. Als 14-Jährige wurde sie in München während der NS-Zeit verhaftet, mehrfach verhört und in einem Kinderheim der Israelitischen Kultusgemeinde untergebracht. Ihre Mutter lebte zu dieser Zeit in Barcelona. 1938 gelang es Henny Seidemann, dorthin zu fliehen. Erst 1957 kehrten beide nach Deutschland zurück. Die ausgebildete Krankenschwester arbeitete fortan in der Modebranche, Sie war Mitgründerin des Frauenvereins „Ruth“ und kümmerte sich um traumatisierte Holocaust-Überlebende. Für ihr soziales Engagement wurde sie 1993 mit dem Bundesverdienstkreuz und der Medaille „München leuchtet“ ausgezeichnet. Sie starb 2012 im Alter von 89 Jahren. Die Henny-Seidemann-Straße verläuft vom Helene-Wessel-Bogen nach Norden bis zum Guido-Westerwelle-Platz.
Nadig (geboren 1897 in Herford) war ab 1948 für die SPD Mitglied des Parlamentarischen Rates. In dieser Eigenschaft setzte sie zusammen mit Elisabeth Seibert, Helene Wessel und Helene Weber die Formulierung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ durch. 1949 wurde sie in den ersten deutschen Bundestag gewählt und gehörte diesem bis 1961 an. Nadig starb 1970 im Alter von 72 Jahren.