München hat die Isar, den Englischen Garten und viele Parks. Doch München ist auch eine der am dichtesten bebauten Städte Deutschlands. Dies zeigt sich zum Beispiel in den Häuserschluchten der Ludwigs- und Isarvorstadt. Mehr Grün könnte dort nicht schaden. Zumal immer mehr Bäume Bauvorhaben weichen müssen.
Wie aktuell an der Thalkirchner Straße, wo die Stadtwerke Fernkälterohre verlegen. Die Baumaßnahme bedeutete für 14 lange gewachsene Ulmen und Grün-Erlen das Aus. Das will der Bezirksausschuss (BA) Ludwigs-/Isarvorstadt so nicht mehr akzeptieren. „Wir können uns den schleichenden Verlust von Bäumen nicht leisten“, sagt der Grünen-Fraktionssprecher Arne Brach.
Das gesamte Gremium fordert nun von der Stadt mehr Transparenz und ein langfristiges Baumerhaltungskonzept. Denn während bei städtischem Kahlschlag Ersatzpflanzungen stattfinden, ist die Handhabe bei privaten Bauvorhaben schwer. Der Grundsatz lautet: Baurecht bricht Baumschutz. So verliert München auf privatem Grund 2000 Bäume pro Jahr. Und die Bußgelder respektive die Kaution pro gefälltem Baum sind nach Meinung Brachs „ein Witz“.
750 Euro etwa betrage die Kaution für Bauunternehmen. Investoren sollten mindestens 5000 Euro pro gefälltem Baum bezahlen, fordert Brach. Das Geld könne dann für Begrünungsmaßnahmen genutzt werden. Auch Privatpersonen sollten mehr zahlen. Eine Verdoppelung auf 1500 Euro schlägt der Baumschutzbeauftragte des BA vor. Damit der Druck wachse, Ersatzpflanzungen vorzunehmen. Diese müssten auch viel schneller als bislang erfolgen. Auf Höhe des Viehhofs, wo die 14 Bäume gefällt wurden, fordert der BA im Nachgang einen großflächigen ökologischen Ausgleich.
Laut Brach gibt es ein weiteres Problem: „Ob, wann und wo nachgepflanzt wird, erfahren wir nicht.“ Zwar gebe es auf Druck fast aller Bezirksausschüsse das Bestreben, ein stadtweites Baumkataster anzulegen. Das allein würde aber keinen Baum vor einer Fällung schützen. Damit schon diesen Sommer mehr Grün in die Isarvorstadt und das Südliche Bahnhofsviertel kommt, schlägt der BA vor, in der Dreimühlenstraße zwischen Isartal- und Ehrengutstraße, in der Landwehrstraße und in der Pestalozzistraße zwischen Müllerstraße und Holzplatz an geeigneten Standorten auf bisherigen Parkplätzen neue Bäume zu pflanzen.
Auf öffentlichen Flächen sind laut Stadt im Jahr 2020 2607 Bäume neu gepflanzt worden, 70 mehr, als gefällt wurden. Die Fachleute des Baureferats prüfen regelmäßig, ob die Bäume durch Krankheiten oder andere Einflüsse geschwächt oder beschädigt sind und achten darauf, dass die Verkehrssicherheit gegeben ist. Wo es notwendig ist, müssen auch nicht mehr standsichere, kranke Bäume entfernt werden. Eine besondere Herausforderung in jüngerer Vergangenheit war etwa das Eschentriebsterben.
Einer weiteren Statistik der Stadt zufolge wurden im Jahr 2019 etwa 70 Verfahren im Rahmen der Baumschutzverordnung angestrengt. Die dabei verhängten Strafen beliefen sich zwischen 200 und maximal 20 000 Euro. Insgesamt kassierte die Stadt auf diesem Wege 70 000 Euro.