„Die Grünen drehen ein zu großes Rad“

von Redaktion

Leser-Reaktionen auf den Vorschlag für ein flächendeckendes Tempolimit

Die Reaktionen waren heftig – und sie waren eindeutig: Die Leserinnen und Leser unserer Zeitung lehnen den Grünen-Vorschlag für flächendeckendes Tempo 30 mit klarer Mehrheit ab. Womöglich hat die Stimmung in der Bevölkerung die Fraktion ja bewogen, den Antrag nun wahrscheinlich doch nicht zu stellen (siehe oben).

Hier ein Stimmungsbild der Leserschaft:

Als „übertrieben“ kritisiert Hildegard Kobras die Idee, die ihrer Ansicht nach „die Bevölkerung in ihrer Lebensqualität einschränken“ würde. Außerdem, so merkt sie an, „kommt man nicht zügig ans Ziel“.

Das gibt auch Schulbusfahrerin Dolores Eichinger zu bedenken: Um eine halbe Stunde oder mehr würde sich ihre Tour verlängern – zulasten der Schulkinder. Ihr Fazit: „Das geht nicht“.

Fahrlehrer Hannes Fesl argwöhnt gar, hier folge man „dem Prinzip der ideologischen Zerstörung“. Er fragt sich: „Warum sind die Grünen nicht so ehrlich und nennen ihre ,Weltanschauungen‘ direkt?.“ Andere Leser sorgen sich darum, dass ein flächendeckendes Tempolimit nicht kontrollierbar sei und dass ein derart erzwungener Rückgang des Autoverkehrs auch Löcher in die Steuerkassen reißen würde. Die Grünen, so eine Zuschrift, drehten „ein viel zu großes Rad“.

Natürlich gibt es auch Zuspruch. So schreibt Leser Erik Doffek, Tempo 30 werde kommen, „weil es einfach längst fällig ist“. Wenn „Autoideologen“ das verzögerten, würden noch mehr Fußgänger und Radfahrer sinnlos Gesundheit oder Leben verlieren. Ein anderer Leser fordert kurz und prägnant: „Mittlerer Ring 60, je zweispurige Straßen in jeder Richtung 50, Rest 30“.

Doch solche Mahnungen bleiben im teils schrillen Konzert der Meinungen Einzelfälle. Die überwiegende Mehrheit lässt erkennen, dass sie von einem flächendeckenden Tempolimit nichts wissen will. Da ruhen große Hoffnungen auf OB Dieter Reiter (SPD), der „diese übermütigen Grünen“ zurückpfeifen solle, bevor „nur noch Radlrambos unterwegs sind und sich mit den Fußgängern einen täglichen Kampf mit wüsten Beschimpfungen liefern“, wie Leserin Karin Wänke befürchtet.

Leserin Christine Gladus flüchtet sich in Sarkasmus und schlägt vor, das Ganze auf die Spitze zu treiben: Man solle doch alle Nebenstraßen in Fahrradstraßen umwidmen, „dann haben alle Radfahrer in ganz München legal Narrenfreiheit und die Autofahrer stehen in der (Umwelt-)Sünderecke“.

Andere werden grundsätzlich und sehen Autofahrer diskriminiert – in München stärker als anderswo. Immer wieder fällt der Begriff „Schikane“, die Grünen seien eben die „Verbots- und Verhinderungspartei“.

Womöglich ist es die Angst vor diesem Image, die die Fraktion nun einlenken lässt.

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