Wenn André Mückenberger über die Mariannenbrücke (direkt beim Kabelsteg) geht, hält der Polizeihauptkommissar immer kurz inne. Dann blickt er auf die Isar –und Erinnerungen werden wach: an diese brenzliche Situation, die Anspannung –aber auch an die Euphorie. Denn hier hat er einem Menschen das Leben gerettet. Am Neujahrstag 2008 zog der Polizist unter Einsatz seines eigenen Lebens einen Mann (60) aus dem eiskalten Wasser. Dafür erhielt er die Bayerische Rettungsmedaille. Diese besondere Auszeichnung bekam Mückenberger in seiner Laufbahn übrigens dreimal – so häufig wie niemand sonst. Nun beginnt für den 60-Jährigen ein neuer Lebensabschnitt: der Ruhestand.
„Ich freue mich, aber ein bisserl Wehmut ist auch dabei“, gibt Mückenberger zu. Der gebürtige Münchner lebt inzwischen in Steinhöring (Landkreis Ebersberg), hat aber fast seine gesamte Dienstzeit in München verbracht. „Die Arbeit ist schon interessanter in der Großstadt“, sagt der 60-Jährige. Im Oktober 1980 startete seine polizeiliche Laufbahn. Dann ging es zunächst nach Nürnberg, Eichstätt, Königsbrunn und Dachau und ab 1985 nach München. „Die letzten 21 Jahre war ich bei der Inspektion Ost, davor in Bogenhausen und Haar“, zählt Mückenberger auf. In dieser Zeit stieg der fleißige Polizist vom Wachtmeister zum Polizeihauptkommissar auf. Um Geld und Ehre ging es ihm aber nie. „Polizist wird man nicht, um reich zu werden, sondern aus einem Idealismus heraus“, erklärt Mückenberger. „Ich möchte, dass wir Polizisten wirklich als Freund und Helfer wahrgenommen werden.“
Und geholfen hat er: Bei der ersten Rettungsaktion holte Mückenberger im Sommer 2000 einen dreijährigen Buben von einem Dach in Giesing. Das Kleinkind war aus dem Fenster der Dachgeschosswohnung eines vierstöckigen Hauses geklettert. „Der Kleine ist am Schneefanggitter entlanggekrabbelt, unten war alles gepflastert“, erzählt der Lebensretter. „Und ich hatte nur ein paar Sekunden Zeit, um zu entscheiden, was ich tue.“ Er kletterte kurzerhand aufs Dach und holte das Kind. „Das war wohl die brenzligste Situation, die ich je erlebt habe!“
Als er den 60-Jährigen damals aus der Isar zog, musste der Polizist über eine dünne Eisenstange balancieren. 2013 hielt der Held in Uniform einen 18-Jährigen davon ab, vom Dach einer Schule zu springen. „Es war jedes Mal gefährlich für mich, aber ich war nie leichtsinnig“, betont der Lebensretter.
Und nun? Wird ihm das alles fehlen? „Ach, ich habe genug Beschäftigung“, sagt Mückenberger. „Meine Frau und ich sind leidenschaftliche Dudelsackspieler.“ Und sollte er jemals wieder einen Menschen in Not sehen, wird er sicherlich nicht tatenlos daneben stehen. Das Helfen liegt ihm eben im Blut. LAURA FELBINGER