Corona hat das Wachstum in München ausgebremst. Das zeigen die Regionsdaten des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München (PV)), zu dem neben Stadt und Landkreis München auch die Kreise Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Starnberg und Landsberg am Lech gehören. Einige Beispiele, wie sich die Pandemie auswirkt:
Arbeitsmarkt
Die gute Nachricht: Die Zahl der Arbeitslosen ist 2020 kaum gestiegen. Doch: Im April und Mai waren über 250 000 Arbeitnehmer im Großraum München in Kurzarbeit – ein Sechstel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Nicht erfasst werden in der Statistik zum Beispiel Minijobber. „Insgesamt gibt der Arbeitsmarkt kein gutes Bild ab“, sagt Christian Breu, Geschäftsführer des Planungsverbandes. Die Zahl der Insolvenzen ist dennoch gesunken – es wurde aber auch die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt.
Tourismus
„Für alle Akteure in der Tourismuswirtschaft ist es extrem schwierig“, sagt Michael Höflich, Geschäftsführer der Tourismus Initiative München. Auch im Sommer übernachteten nur halb so viele Gäste in der Region München wie im Vorjahr. Darunter leidet nicht nur die durch die Lockdowns sowieso schon stark gebeutelte Gastronomie- und Hotellerie-Branche, sondern zum Beispiel auch Kulturanbieter und Gästeführer. „Viele müssen auf die Altersvorsorge zurückgreifen“, sagt Höflich.
Einzelhandel
Die Fußgängerzone war 2020 leerer als sonst – auch als die Geschäfte noch geöffnet hatten. Die Umsätze im Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren gingen zurück. Zugelegt hat dagegen das Lebensmittelgeschäft. Und: „Die Umsätze im Online-Handel sind durch die Decke geschossen“, sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. „Ein Drittel aller in der Region ansässigen Unternehmen verkauft online.“
Verkehr
Passanten, die sich in volle U-, Tram- und S-Bahnen drängen – das kam seltener vor. Mit der MVG waren im April über 70 Prozent weniger Menschen unterwegs, mit der S-Bahn im März bis zu 90 Prozent weniger. Im Sommer stieg die Fahrgastzahl auf 60 bis 70 Prozent des Normalverkehrs an, doch mit dem zweiten Lockdown sank sie wieder. „Derzeit liegt die Auslastung im Vergleich zu vor Corona bei etwa 40 Prozent“, sagt eine Sprecherin der S-Bahn. Trotzdem gelte: „Alles, was rollen kann, rollt.“ Bei der MVG ist die Auslastung bei 50 Prozent, sie fährt ebenfalls im vollen Betrieb. Die Öffentlichen Verkehrsmittel müssen komfortabel sein, wenn man alle, die auf das Auto oder das Rad umgestiegen sind, wieder zurückbringen möchte, erklärt Klaus Bogenberger, Professor für Verkehrstechnik an der TU München. Seine Prognose: „Ich denke, dass die Pandemie die Verkehrswende eher beschleunigt. Das Fahrrad rückt mehr in den Mittelpunkt.“ Langfristig entlastend sei, dass durch vermehrte Heimarbeit weniger Pendler unterwegs sind. „Das lässt sich nicht mehr so leicht zurückdrehen.“
Ein Blick in die Zukunft
„Noch gibt es eine Delle, aber wir nehmen an, dass sich die Wirtschaft wieder erholt“, sagt Christian Breu, Chef des Planungsverbands. „München hat gute Grundlagen und ist nach wie vor attraktiv für das Ausland.“ 2020 ging zwar die Einwanderung aus dem Ausland zurück, die Einwohnerzahl stieg im Großraum München von 2019 bis Ende September 2020 nur um knapp 3500 Bürger. Doch Prognosen zufolge werden im Jahr 2039 im Großraum München insgesamt 3,15 Millionen Einwohner leben – 226 000 mehr als 2019. CLAUDIA SCHURI