Weitsicht und viel Gefühl. Das braucht jeder gute Eisstockschütze. Genau wie jeder gute Gastronom. Und obwohl Wirtshäuser in Bayern derzeit noch unter den Corona-Schließungen leiden, tüftelt Traditionswirt Lorenz Stiftl (56) schon an Plänen für den kommenden Winter. Seine neueste Idee: Er will im kommenden Winter vor seinem Hackerhaus eine Eisstockbahn errichten – mitten in der Sendlinger Straße.
Angedacht sind zwei Bahnen plus zusätzlicher Gastronomie bei einer Gesamtfläche von ungefähr 7,50 Mal 34 Metern. „Meine Frau Christine und ich freuen uns, dass der Bezirksausschuss schon mal einstimmig für die gewünschte Eisstockbahn bei uns in der Fußgängerzone ist“, erzählt Stiftl unserer Zeitung und fügt an: „Für die Sendlinger Straße haben wir zwei Bahnen mit jeweils 25 Metern geplant, die wir mit Ökostrom betreiben wollen.“
Ob und wie das allerdings genehmigt werde, müssten noch weitere offizielle Stellen der Stadt München klären. „Wir sehen das als willkommene Auflockerung und Aufwertung für die Münchner Innenstadt im Winter“, kommentiert Stiftl seinen eisigen Plan.
Das größte Problem derzeit ist: Die geplanten Eisstockbahnen entsprechen nicht den städtischen Veranstaltungsrichtlinien für öffentlichen Straßengrund. Es handelt sich hier – laut Fachsprache – um eine dauerhafte und regelmäßig wiederkehrende Belegung öffentlichen Raumes sowie eine langfristige gewerbliche und gastronomische Veranstaltung des Innenstadt-Wirtes.
Was auch geklärt werden muss: Durch die Bahnen könnte zusätzliche Gastronomie entstehen, die Freischankfläche vor dem Hackerhaus müsste dann ausgeweitet werden und eventuell würde ein Präzedenzfall entstehen, der nicht mit dem städtischen Grundsatzbeschluss Sendlinger Straße konform ginge.
Stiftl hat bereits zwei Module von je acht mal acht Metern belegt und die geplante Eisstockbahn geht bis zur Hackenstraße. Zusätzliche Probleme könnten sich auch in Hinblick auf Anleitbarkeit der Feuerwehr, Beleuchtung, allabendliche Beschallung der Anwohner und ja, auch die Verwendung von Heizstrahlern, ergeben.
Das Kreisverwaltungsreferat prüft derzeit, ob hier eine Ausnahme möglich erscheint. Zur Argumentationsfindung für und wider das Vorhaben wurde auch der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel um eine Rückmeldung gebeten. Das Gremium äußerte zwar ein paar Bedenken im Hinblick auf die Dauer der Veranstaltung, faire Preisgestaltung und Beeinträchtigung der Anwohner, zeigte sich insgesamt aber aufgeschlossen und wohlwollend. Gerade in diesen Zeiten. Man lud Stiftl kurzerhand in die Unterausschuss-Sitzung ein, um offene Fragen zu diskutieren.
In den jüngsten BA-Sitzungen erläuterte das Gremium dann Pro und Contra. Wolfgang Püschel (SPD) etwa sprach von einer „originellen, pfiffigen Idee“, konnte sich zunächst aber ein solches Projekt nur „ohne Eintritt“ vorstellen. Doch Stiftl habe sich „sozial“ und „kooperativ“ gezeigt, hieß es, und er möchte durch faire Preise allen einen Besuch seiner Bahn ermöglichen.
Ob diese bis Ende Januar oder doch nur so lange wie die Christkindlmärkte betrieben werden kann, ist noch unklar. Vorgesehen ist zunächst der Zeitraum vom 12. November 2021 bis 30. Januar 2022. Ein Hygienekonzept haben Stiftls natürlich auch schon. Nun muss nur noch eine Entscheidung her.