Bayers Hausärzte impfen los. Allerdings sorgt die groß angekündigte Kampagne auch für politische Diskussionen. Denn: Impfstoff bekommen zunächst nur Vertragsärzte, die über die gesetzliche Krankenkasse abrechnen dürfen – reine Privatpraxen gehen leer aus. Diese Maßgabe des Bundesgesundheitsministeriums stößt bei Privatärzten auf Unverständnis. „Das ist eine Unverschämtheit“, sagt Dr. Johann Königer (65). Er betreibt in Pliening eine private Hausarztpraxis. Er hatte bereits 170 Biontech-Dosen bestellt und mit seinen Patienten Termine für die Zeit nach Ostern vereinbart. „In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde dann beschlossen, dass Privatärzte nicht impfen dürfen, und wir mussten alles wieder absagen.“ Auf seiner Warteliste für die Corona-Impfung stehen 200 Patienten, darunter über 80-jährige Risikopatienten, Diabetiker und pflegende Angehörige. „Viele meiner Patienten hatten sich darauf verlassen, dass sie wie angekündigt beim Hausarzt geimpft werden können – weil sie es etwa gar nicht schaffen, zum nächsten Impfzentrum zu kommen“, sagt Königer. Für ihn ist es völlig unverständlich, dass die Privatärzte von der Politik hängen gelassen werden – zumal immer wieder schnelleres Impftempo gefordert werde. Auch der Privatärztliche Bundesverband kritisiert die Maßnahme als unverständlich und unsinnig. „Ich muss doch als Privatarzt meine Patienten genauso impfen dürfen“, sagt Königer. „Aber Eigeninitiative ist offensichtlich nicht gefragt. So kriegt die Politik die Pandemie nicht in den Griff.“
In Berlin hat derweil ein Arzt die Initiative ergriffen. Per Eilantrag am Verwaltungsgericht der Hauptstadt will er erreichen, dass er in seiner Privatpraxis impfen darf. Das Gericht klärt jetzt, ob es überhaupt zuständig ist. CMY