Viel Münchner Grün für Berlin

von Redaktion

VON KLAUS VICK

An vorderster Front finden sich altgediente Leute wie Claudia Roth (65) oder Anton Hofreiter (51). Doch die bayerischen Grünen ziehen in der Breite mit einer jungen Truppe in den Bundestagswahlkampf. Beim Landesparteitag am Wochenende in Augsburg wurden dafür die personellen Weichen gestellt. Und die Kandidaten aus München spielen dabei eine maßgebliche Rolle.

Dieter Janecek (44) wurde von den Delegierten von zu Hause aus auf Listenplatz vier gewählt. Er tritt für die Grünen als Direktkandidat im Wahlkreis München West/Mitte an. Die stellvertretende Bundesvorsitzende Jamila Schäfer (27) vertritt ihre Partei im Münchner Süden. Auf der Landesliste wurde sie auf Platz sieben gereiht. Weit vorne auf Platz elf steht überraschend auch die aus München stammende Landessprecherin der Grünen Jugend Bayern, Saskia Weishaupt (27). Sie setzte sich in einer Kampfabstimmung mit 203:131 gegen die Starnbergerin Martina Neubauer (57) durch.

Aktuell haben die bayerischen Grünen elf Bundestagsabgeordnete. Allerdings kam die Partei bei der Wahl 2017 im Freistaat nur auf 9,8 Prozent. Umfragen prognostizieren den Grünen aktuell ein Ergebnis von rund 20 Prozent, was in Bayern einer Zahl von etwa 25 Parlamentariern entspräche. Janecek, Schäfer und Weishaupt dürften daher wohl sicher in den Bundestag einziehen.

Und mit Margarete Bause (62) auf Platz 22, die wie Weishaupt nur auf der Landesliste antritt, kann sich noch eine vierte Münchner Grüne Hoffnung auf ein Mandat in Berlin machen. Bause ist eine der profiliertesten Politikerinnen ihrer Partei in Bayern. Zusammen mit Janecek bildet sie das aktuelle Bundestags-Tandem der Münchner Grünen. Doch beim Kampf um die Direktkandidatur für den Wahlkreis München Ost war sie knapp von der jungen Außenseiterin Vaniessa Rashid (29) ausgestochen worden.

In Augsburg hatte sich auch noch die Direktkandidatin für den Münchner Norden, Doris Wagner (58), um einen aussichtsreichen Listenplatz beworben. Doch sie scheiterte jeweils im Rennen um die Ränge 19 bis 23 und musste letztlich mit Platz 27 vorliebnehmen. Bei einem Top-Ergebnis der bayerischen Grünen könnte ihr aber auch diese Position reichen. Außerdem bleibt Wagner die Chance aufs Direktmandat, weil es im Norden zu einem Dreikampf zwischen ihr sowie den amtierenden Bundestagsabgeordneten Bernhard Loos (CSU) und Florian Post (SPD) kommt. Vaniessa Rashid erreichte beim Landesparteitag keinen Platz unter den ersten 30.

Saskia Weishaupt wurde von der Grünen Jugend Bayern als Spitzenkandidatin ins Rennen geschickt. Sie selbst sprach am Sonntag von einer „sehr bewussten und transparenten Entscheidung“, für den Bundestag zu kandidieren. „Wir haben überlegt, wie wir junge Menschen in eine gute Position bringen“, sagte die Münchnerin. Sie will sich vor allem für soziale Gerechtigkeit und den Klimaschutz engagieren. Weishaupt hält eine Aufstockung des Personals in Kliniken und Altenheimen für wichtig. Hartz IV möchte sie abschaffen und ein „menschenwürdiges Existenzminimum“ als Grundsicherung für Arbeitslose einführen.

Die Münchner Stadtvorsitzende Ursula Harper zeigte sich „sehr zufrieden“ mit den Ergebnissen der Münchner Kandidierenden. Man gehe mit Rückenwind in den Bundestagswahlkampf. „Wir haben eine Super-Mischung aus erfahrenen und jungen Leuten für unseren Plan, in Berlin mitzuregieren“, erklärte Harper. Vier oder fünf Bundestagsabgeordnete aus München halte sie für „keine Fantasterei“.

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