Schanigärten für immer!

von Redaktion

VON KLAUS VICK

Die Schanigärten waren eine Reaktion auf die Corona-Krise – um den Münchner Wirten eine schnellere Kompensation ihrer Umsatzeinbußen zu ermöglichen. Und sie haben das Stadtbild im Corona-Sommer 2020 geprägt. Das soll so bleiben. Auch in den nächsten Jahren. Schanigärten für immer – darüber herrschte im Kreisverwaltungsausschuss des Stadtrats am Dienstag große Einigkeit. Einzig Richard Progl von der Bayernpartei verwehrte sich diesem Beschluss.

Andere Parteien bewerteten die unkomplizierte Neuschaffung gastronomischer Flächen fast euphorisch. Grünen-Stadträtin Gudrun Lux sagte: „Die Schanigärten werden fortan zu Münchens Sommern gehören wie das Flanieren an der Isar und das Eisbachsurfen.“ Sie hätten das Gesicht der Stadt zum Besseren verändert und bestätigten die Binsenweisheit, „dass in Krisen auch Chancen stecken“. In dem Wissen, dass die Infektionsgefahr im Freien geringer sei. Die Schanigärten seien somit keine Eintagsfliege oder ein Pandemieprojekt, sondern ab sofort Teil des Münchner Lebensgefühls. Lux: „Vielleicht können wir schon in zwei Wochen dort wieder ein Bier trinken und auf unsere weltoffene Stadt anstoßen.“ Ungeteilte Zustimmung kam auch von SPD und CSU.

Wie berichtet, soll die Außengastronomie bei einer stabilen Inzidenz unter 100 wieder aufsperren dürfen. Mit negativem Corona-Test und Termin ist dann ein Wirtshausbesuch im Freien beziehungsweise im Biergarten wieder möglich. Münchens Sieben-Tage-Inzidenz sinkt seit rund zwei Wochen von einem Wert über 150 auf – Stand Dienstag – 112,4. Gestern konnte man in der Stadt bereits viele Gastronomen beobachten, wie sie sich auf die Wiedereröffnung ihrer Schanigärten vorbereiten. Sperrstunde ist um 23 Uhr, an Wochenenden und vor Feiertagen um 24 Uhr.

Laut einer Statistik des Kreisverwaltungsreferats (KVR) wurden im Vorjahr 515 Schanigärten im Stadtgebiet genehmigt – in Straßen, wo dies verkehrstechnisch möglich ist. Dadurch entstanden etwa 5300 zusätzliche Gastplätze, 1149 Parkplätze mussten weichen. Zudem bewilligte das KVR vergangenes Jahr die Erweiterung von 432 bereits bestehenden Freischankflächen, womit weitere 4000 Sitzplätze geschaffen wurden. Die Anzahl der Beschwerden von Anwohnern und Gewerbetreibenden wegen wegfallender Parkplätze nimmt dem KVR zufolge zwar zu, sei aber in Anbetracht der neu geschaffenen Aufenthaltsmöglichkeiten „äußerst gering“. Besonders viele Schanigärten finden sich zum Beispiel an der Kaiserstraße in Schwabing oder an der Türkenstraße in der Maxvorstadt.

Heizpilze – sofern mit Ökostrom betrieben – sind unterdessen nur noch in diesem Jahr zulässig. Ab 2022 werden sie gänzlich verboten. Dies beschloss die grün-rote Regierungsmehrheit unter Berufung auf den Klimaschutz. Die Opposition trug diese Entscheidung nicht mit. Vor allem die CSU hätte sich hier mehr Kulanz gewünscht.

Ein Antrag von Marie Burneleit (Die Partei), dass bei Neuanträgen auf Freischankflächen eine Mindestgehwegbreite von 1,80 Meter verbleiben soll, wurde abgelehnt. Burneleit berief sich auf eine Forderung des Behindertenbeirats. Laut KVR-Chef Thomas Böhle (SPD) würde dies jedoch das Aus für 240 Freischankflächen im Stadtgebiet bedeuten. Er empfahl, es bei einer Mindestbreite von 1,60 Meter zu belassen, was die Stadtratsmehrheit genauso sah.

Der Stadtrat beschloss ferner auf Antrag der Grünen, dass künftig Hochbeete im öffentlichen Raum ermöglicht werden. Die SPD setzte das Aufstellen offener Bücherschränke durch.

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