Krawalle im Englischen Garten

von Redaktion

VON NADJA HOFFMANN

München – Es sind Szenen, die regelrecht verstören. Und die seit dem Sonnen-Wochenende im Internet die Runde machen. Sie belegen, wie an verschiedenen Orten in München die Situation eskaliert ist. Allen voran der Englische Garten, wo es am frühen Samstagabend zu schweren Ausschreitungen gekommen ist. Die Videos zeigen zum einen aggressive Jugendliche, die die eingesetzten Polizisten massiv beschimpfen und mit Flaschen nach ihnen werfen. Zum anderen sieht man, wie schwer sich die rund 100 Einsatzkräfte tun, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Es kommt zu regelrechten Jagdszenen. Und Momenten, in denen Polizisten Pfefferspray einsetzen, mit erhobenem Schlagstock und schriller Stimme Jugendliche dazu drängen, die Karl-Theodor-Wiese zu verlassen. Wie konnte es dazu kommen?

„Wir haben so etwas in dieser Dimension auch noch nicht erlebt“, erklärt Polizeisprecher Damian Kania am Sonntag. „Das ist lebensgefährlich. Das ist Irrsinn“, sagt er mit Blick auf die Flaschenwürfe. Die Schlussfolgerung der Einsatzkräfte: Es sei zu einer fragwürdigen Solidarisierung gekommen. Diese habe aus Sicht der Ordnungshüter nichts mit Corona oder denauferlegten Kontaktbeschränkungen zu tun. Denn den eigentlichen Anstoß zu den Auseinandersetzungen hatte am Samstagabend ein sexueller Übergriff gegeben. Ein 16-Jähriger aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck soll ein 14-jähriges Mädchen „begrapscht und gegen ihren Willen von hinten umarmt haben“. Aus diesem Vorfall entwickelte sich eine Schlägerei, die wiederum den Polizei-Einsatz ausgelöst hat.

Gegen 20.20 Uhr eskalierte die Situation auf der Wiese dann vollends: Rund 50 Flaschen wurden auf die Beamten geworfen, 19 von ihnen wurden verletzt: Sie hätten „kleine Schnittwunden“ an den Fingern durch die Glasscherben sowie Prellungen durch den Aufprall der Flaschen erlitten. Sechs Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren, darunter Schüler und Auszubildende aus München, wurden verhaftet. Gegen sie wird unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigte Unverständnis für die Randale. „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es die Menschen bei dem schönen Wetter und den warmen Temperaturen nach draußen zieht“, sagte er am Sonntag. „Nicht nachvollziehen kann ich jedoch das Verhalten von Personen, die sich an keinerlei Regelungen halten, so wie dies gestern im Englischen Garten geschehen ist.“ Die Ausschreitungen und die Gewaltbereitschaft gegen Polizeibeamte machten ihn fassungslos.

„Es ist erschreckend und völlig inakzeptabel, dass diejenigen, die uns schützen, selbst verletzt werden“, so Herrmann. „Das dürfen und werden wir nicht dulden.“ Ihm fehle jedes Verständnis, dass sich auch umstehende Personen mit den Angreifern verbündet hätten. „Die Polizei wird weiterhin konsequent gegen diese Störer vorgehen und die betroffenen Gewalttäter werden Konsequenzen tragen müssen.“

Der Englische Garten war freilich nicht der einzige Ort, an dem es am Samstag hoch hergegangen ist. 200 Personen kamen laut Polizei am Gärtnerplatz zusammen, 300 am Viktualienmarkt. An der Uni feierten rund 100 Jugendliche ausgelassen auf engstem Raum: mit lauter Musik, aber ohne Masken.

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