Kontroverse um Alkoholverbot

von Redaktion

Englischer Garten: Minister droht mit Abstinenzpflicht – Kreisjugendring dagegen

Ein Park unter Bewährung: Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) droht mit einem Alkoholverbot im Englischen Garten, wenn sich dort Exzesse und Übergriffe auf die Polizei noch länger wiederholen sollten. „Es gibt jetzt eine Art Bewährungszeit die kommenden Wochen“, sagte der oberste Hausherr der Anlage gegenüber unserer Zeitung. „Ich kann nur dringend dazu aufrufen: Leut, seid’s vernünftig. Es braucht ein respektvolles Miteinander.“

Die Flaschenwürfe auf Polizisten vor einer Woche – mit 19 verletzten Beamten – hatten bayernweit hässliche Schlagzeilen gemacht. Das Polizeipräsidium dringt deshalb auf ein strenges Alkoholverbot, um Gruppen mit Bierkästen und Schnapsvorräten schon am Eingang abweisen zu können.

Der Englische Garten untersteht der Schlösser- und Seen-Verwaltung, und die wiederum Füracker. Der Minister verweist auf die bestehenden Regeln im Südteil des Englischen Gartens. „Da gibt es bereits die klare Einschränkung: Alkohol ist verboten, wenn andere dadurch belästigt werden. Das wird von der Polizei kontrolliert.“ Ziel dieser Regelung: Ja zum gemütlichen Feierabendbier im Park, Nein zum Sauf-Exzess. Füracker betont, man wolle möglichst wenig Einschränkungen für „die ganz große Mehrheit der Besucher, die sich im Englischen Garten einfach erholen wollen, ohne irgendjemanden zu stören“. Trotzdem werde man jetzt sehr genau beobachten, „wie sich die Lage entwickelt. Wir behalten uns vor, die Regeln beim Thema Alkohol zu verschärfen, und stehen da in en.gem Kontakt mit der Polizei“

Ohnehin hatte die Polizei ihre Präsenz im Park nach den Flaschenwürfen verstärkt. „Es ist eine Frage der Sozialkontrolle“, hatte der Vizepräsident des Münchner Polizeipräsidiums, Michael Dibowski, bereits vergangene Woche erklärt (wir berichteten). „Wir werden im Englischen Garten zunehmend Präsenz zeigen.“ Zahlen, wie viele Polizisten dort künftig patrouillieren sollen, nannte er nicht.

Von einem möglichen Alkoholverbot im Park soll die Gastronomie, also etwa der Biergarten am Chinesischen Turm, nicht betroffen sein. Für Judith Greil, die Chefin des Kreisjugendrings, ein Grund, sich gegen diese Idee zu stellen. „Das würde bedeuten, dass ein Feierabendbier mit Freunden im Englischen Garten künftig nur noch für die möglich ist, die sich teure Münchner Restaurantpreise leisten können“, kritisiert Greil. Dadurch würden der Jugend in der Pandemie weitere Freiräume entzogen.

Sie will nicht dem Alkoholkonsum das Wort reden. „Aber niemand nimmt Anstoß daran, wenn 17- oder 21-Jährige im Biergarten eine Mass trinken“, sagt Greil. Der Preis dafür liege nahe an zehn Euro. „Wenn sie sich aber hundert Meter weiter auf die Wiese setzen und zwei Flaschen Bier trinken wollen, soll das verboten sein? Das kann es nicht sein“, kritisiert sie.

Unmissverständlich distanziert sich Greil von den Vorfällen am Wochenende: „Wir verurteilen ganz klar die Gewalt gegen die Einsatzkräfte der Polizei“, erklärt die KJR-Vorsitzende. „Gleichzeitig wehren wir uns gegen den Generalverdacht, junge Menschen würden nach Alkoholgenuss gewalttätig gegen die Polizei losgehen.“ Die aktuelle Diskussion und die geplanten Verbote signalisierten jungen Menschen, dass sie nicht willkommen seien. „Aber München ist auch ihre Stadt und wir müssen ihnen Platz einräumen.“  cd/mk

Artikel 2 von 8