Sisis Schätze zu ersteigern

von Redaktion

VON LISA-MARIE BIRNBECK

Sie galt als schönste Frau ihrer Zeit und die Filme mit Romy Schneider machten sie zur Kultfigur: Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837 –1898), besser bekannt als Sisi. Jetzt macht der Streamingdienst Netflix sogar eine Serie aus ihrem Leben. (siehe Kasten). Royalisten mit dem passenden Kleingeld können sich nun ein Stück Sisi nach Hause holen: Im Münchner Auktionshaus Hermann Historica gibt es Anfang Juni eine Auktion mit zahlreichen Sisi-Schätzen. Rund 40 Gegenstände kommen hier unter den Hammer.

Zum Beispiel ein Weidenkorb mit umfangreichem Badezimmerset, samt Keramik-Bettpfanne (Startpreis: 1000 Euro). Oder auch ein elegantes Salonkleid mit Etikett des Achilleions, Elisabeths Schloss auf der griechischen Insel Korfu. Das Gewand wurde von der Münchner Schneiderin Marie Braun gefertigt. Denn auch nach ihrer Krönung zur Kaiserin des Nachbarlandes, kam Elisabeth als gebürtiges Münchner Kindl gerne zurück in die alte Heimat. Interessant: Wenn Sisi dieses Kleid während ihren Aufenthalten auf Korfu angehabt hat, dann würde dies gegen die weitverbreitete Annahme sprechen, die Kaiserin habe nach dem Selbstmord ihres Sohnes, dem Kronprinz Rudolf (1858–1889), nur noch Schwarz getragen. Denn das Achilleion wurde erst ab 1890 erbaut. Der Startpreis liegt hier bei 4500 Euro. Für einen Frisiertisch, der wohl aus den kaiserlichen Privatgemächern von Schloss Gödöllo in Ungarn stammt, muss man mindestens 7500 Euro hinblättern, drei Teile Leibwäsche aus der Sommergarderobe der Kaiserin starten bei einem Preis von 1000 Euro.

„Alle Sisi-Objekte stammen von einer Dame, die diese in den 80er- und 90er-Jahren bei Hermann Historica ersteigert hatte“, erklärt die Pressesprecherin des Auktionshauses, Maria Burdick, auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Sammlung der Dame war sogar so groß, dass es in ihrer Villa auf vier Etagen so eng wurde, dass sie am Schluss in ihrer Praxis wohnte. Ihr Traum wurde nicht mehr wahr: ein eigenes Privatmuseum. Nach ihrem Tod werden die Sachen nun erneut versteigert.

Doch wer ersteigert solche kaiserlichen Gegenstände? Das Haus der bayerischen Geschichte sagt, sie hätten „solche Auktionen im Auge“. So konnten sie bereits ein Porträt der Königin Therese von Hofmaler Karl Stieler ersteigern. Auch die Schönbrunn Group aus Wien, Sisis späterer Heimat, ersteigerte bei Herman Historica bereits Dinge, wie ein osmanisches Festgewand Sisis. „Seit Jahren ist das Interesse an den ja auch kostbaren Objekten aus dem persönlichen Besitz von Kaiserin Elisabeth und König Ludwig II. ungebrochen“, erzählt Maria Burdick, Sprecherin von Hermann Historica. „Versteigerungen der Objekte dieser Provenienzen sind Garant für großes Interesse, national und international, rege Beteiligung an den Auktionen und erfreuliche Zuschläge.“ Wie die Vorbesitzerin der beeindruckenden Sammlung, bieten auch viele Privatleute bei diesen Auktionen mit.

Ein Umstand, der für die Wissenschaft nicht immer von Vorteil ist, mahnt der Münchner Historiker Christian Sepp. „Gegenstände, wie Korrespondenzen und Tagebücher, sind im Privatbesitz für uns Historiker oft nicht mehr zugänglich“, so Sepp. Er habe das selbst in seiner Arbeit erlebt. Der Münchner hat sowohl die Biografie von Sisis Mutter, Herzogin Ludovika in Bayern, sowie auch die von Sisis jüngster Schwester Sophie Charlotte verfasst. „Das Tagebuch aus den Jugendtagen von Sophie Charlotte wurde in Wien von einen Privatmann ersteigert und ist seitdem unauffindbar“, so Sepp. Bei seiner Arbeit an der Biografie wäre diese Quelle jedoch von großem Nutzen gewesen. „Wir wollen ja die Geschichte rekonstruieren, das macht es uns oft schwer.“

Artikel 6 von 8