Diese Überfälle waren in München bisher beispiellos: Mit geklauten Autos hat Rafal P. (45) zwei Juweliere überfallen – mit einem Auto raste er durch die Scheibe der Geschäfte, mit dem anderen flüchtete er dann. Die Beute: fast 1,4 Millionen Euro.
Gestern wurde dem Dieb am Landgericht der Prozess gemacht. Kleinlaut gestand er: „Ich möchte uns allen Zeit sparen. Die Einbrüche habe ich gemacht, aber die Autos nicht gestohlen.“
Laut Staatsanwaltschaft ist Rafal P. Teil einer bundesweit agierenden Tätergruppe, die aus mindestens vier Personen besteht. Ihre Masche ist stets dieselbe: Sie klauen zwei Autos, schauen sich einen Juwelier aus – nachts schlagen sie dann zu.
So soll es laut Anklage auch im August 2019 gelaufen sein. In der Ungerer- und in der Maria-Probst-Straße klaute die Bande zwei Mazda, mit einem davon rasten sie am 29. August 2019 in die Eingangstür des German-Style-Juweliers am Thomas-Wimmer-Ring. Dort brachen sie die Vitrinen auf, nahmen Uhren und Schmuck im Wert von 375 000 Euro mit. Zu Fuß flüchteten die Männer dann. „Das waren Profis“, sagt Inhaber Fan Yu (57). Ende Januar 2020 knackte die Bande einen Golf und einen Audi – mit letzterem raste Rafal P. in die durch ein Rolltor gesicherte Eingangstür des Edel-Juweliers Bucherer an der Residenzstraße. „Ich habe es für meine Familie getan – ich wollte, dass es ihnen gut geht“, sagt der Dieb. Laut Anklage gab es „drei weitere mit Sturmhauben maskierte Mittäter“. Mit Hämmern zerschlugen sie innen die Vitrinen und packten alle Luxus-Uhren ein. Beute: Ware im Wert von 1,1 Millionen Euro.
Fünfeinhalb bis sechseinhalb Jahre Haft drohen Rafal P. jetzt – je nachdem, wie kooperativ er ist. Das Geständnis des Millionendiebs wird sich strafmildernd auswirken. Doch seine Komplizen will P. partout nicht verraten – „aus Angst um meine Familie“. ANDREAS THIEME