Wird die Türkenstraße der Ballermann Münchens? Die endlich frühlingshaften Temperaturen locken die Menschen nach draußen. Die Außengastronomie in der Maxvorstadt lädt zum Verweilen ein – auch nach der Sperrstunde um 22 Uhr. So auch am Samstagabend an der Türkenstraße. Nachdem die Außengastronomien ihre Türen schließen mussten, kamen mehrere hundert Menschen an der Ecke Türkenstraße/Georg-Elser-Platz zusammen. Gegen 23 Uhr spitzte sich die Lage dann zu. Mehrere Streifenbesatzungen trafen ein und räumten die Straße. Eine Anwohnerin schüttete zwei Eimer mit Wasser aus dem zweiten Stock, um die Menschen von den Gehwegen zu vertreiben. Deutlich wird: Die Freud der Besucher ist zugleich das Leid der Anwohner. Zunehmend sehen sich die Maxvorstädter mit Müll, Menschenmassen, Lärm und Wildbieslern konfrontiert. Auch eine Räumung durch die Polizei gab es am Georg-Elser-Platz nicht zum ersten Mal.
Die Thematik war bereits in der Mai-Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Maxvorstadt Gesprächsgegenstand. „Die Türkenstraße entwickelt sich zum Ballermann Münchens“, fasst Ruth Gehling (Grüne), die ebenfalls Anwohnerin ist, die Lage dort zusammen. Der Maxvorstädter Werner Prügner hat bereits einen Bürgeraufruf gestartet. Die Forderung: ein Alkoholverbot nach 18 Uhr für die Zeit des Lockdowns sowie eine Beschränkung der Öffnungszeiten auf 22 Uhr. Außerdem sollen alle Wirte der Türkenstraße dazu verpflichtet werden, Abfalltonnen aufzustellen. Zudem finde der Betrieb des Café Zeitgeist an der Ecke Türkenstraße/Georg-Elser-Platz „bei milden Temperaturen als Biergarten unter viel Lärm vorwiegend auf dem Platz statt“, heißt es in dem Aufruf. Dieser Umstand werde „der historischen Bedeutung des Platzes nicht gerecht“.
Die Betreiber des Café Zeitgeist weisen diese Aussage zurück. Die Menschenansammlung auf dem Platz habe nichts mit dem Café-Betrieb zu tun. Vielmehr handele es sich um eine pandemiebedingte „Verlagerung der sozialen Anlaufstellen“, heißt es auf Anfrage. Sie seien bereits selbst aktiv geworden, hätten Mülltonnen aufgestellt und sich bei der Stadt für eine Reinigung des Platzes eingesetzt, erklären die Betreiber.
Auch Klaus Söllner, ebenfalls Anwohner, sieht das Problem nicht bei den ansässigen Gastronomien. „Die Leute lassen sich da einfach ihre Bierkästen hin liefern“, berichtet der Maxvorstädter. Mit unschönen Auswirkungen: „Kinder müssen durch die Scherben in die Schule gehen“, so Söllner. Er fordert deshalb ein Alkoholverbot außerhalb des Gastronomiebereichs.
Klar ist: Eine Lösung muss her. Dafür gab es bereits einen Ortstermin mit allen Beteiligten. Das Café Zeitgeist „verzichtet ab dem 1. Juni freiwillig im Sinne einer guten Nachbarschaft“ auf einige Plätze der Freischankfläche, teilte das Kreisverwaltungsreferat (KVR) auf Anfrage unserer Zeitung mit. Ob sich dadurch weniger Menschen außerhalb des Gastronomiebetriebs versammeln, bleibt abzuwarten. Gegen den Müll der Feiernden werde die Straßenreinigung intensiviert und zeitlich so weit vorgezogen, dass der Platz vor Schulbeginn geräumt ist, kündigte die Ordnungsbehörde an.