Der Ruf nach Lockerungen der Corona-Regeln wird immer lauter. OB Dieter Reiter (SPD) war wie berichtet bereits am Montag vorgeprescht. Mit einem offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Unter anderem forderte er darin mehr Freiheit bei Kontakten und für die Kultur sowie eine Öffnung der Innengastronomie. Auch die Stadtrats-CSU übt nun Druck auf die eigene Staatsregierung aus. Freischankflächen sollten erst um 23 statt um 22 Uhr geschlossen werden, und zwar mindestens für die Dauer der EM (11. Juni bis 11. Juli), heißt es in einem aktuellen Antrag. Über den wird während der Vollversammlung des Stadtrats am 9. Juni diskutiert.
Hintergrund des Vorstoßes: Viele EM-Spiele beginnen erst um 21 Uhr. Die aktuelle Sperrzeit würde bedeuten, dass eine Bewirtung nur während der ersten Halbzeit möglich wäre und die Gäste mitten im Spiel gehen müssten. Das sei lebensfremd und angesichts der aktuellen Infektionszahlen weder Wirten noch Gästen vermittelbar, meint die CSU. Für Gaststätten und Biergärten wäre Public Viewing in diesem Fall sinnlos. Stadtrat Thomas Schmid meint: „Die Gastronomen sorgen mit ihren Hygienekonzepten für Sicherheit. Das ist weitaus ungefährlicher als private EM-Feiern.“
Die Grundlagen für eine Lockerung müsste allerdings der Freistaat schaffen. Die aktuelle Verordnung zum Infektionsschutz in Bayern läuft zum 6. Juni aus. Am 4. Juni ist Kabinettssitzung. Womöglich beschließt die Staatsregierung bei diesem Treffen bereits neue Regeln. Österreich zum Beispiel hat schon gehandelt. Im Nachbarland wird die Sperrstunde ab 10. Juni auf Mitternacht ausgedehnt.
OB Reiter sagte unserer Zeitung gestern, er hoffe, dass die Staatsregierung bei der Neuauflage der Corona-Regeln ein Einsehen habe. Es spreche dabei absolut nichts dagegen, auch den Antrag der CSU-Fraktion zu übernehmen. Das sieht die SPD-Fraktionschefin im Stadtrat, Anne Hübner, genauso: „Wenn die Inzidenzen stabil niedrig bleiben, sollte die Außengastronomie auch über die EM hinaus wieder zu den üblichen Öffnungszeiten zurückkehren dürfen.“ Vorsichtiger sind die Grünen. Vize-Fraktionschef Dominik Krause findet weder Reiters Vorstoß noch den CSU-Antrag überzeugend. Wichtiger sei eine klare Öffnungsperspektive auf breiter Basis. KLAUS VICK