PS-Terror fürs Trommelfell

von Redaktion

VON CLAUDIA SCHURI

Reifen quietschen, der Motor heult auf, der Auspuff knallt: Lärm, der Nadja und Oliver Keil und ihre eineinhalb Jahre alte Tochter abends nicht zur Ruhe kommen lässt. Die Familie lebt an der Leopoldstraße – und ist genervt von PS-Protzern, die dort zu später Stunde mit ihren aufgemotzten Autos unterwegs sind. „Es ist unfassbar laut“, sagt Nadja Keil. „Ab 19 oder 20 Uhr geht es rund, am Wochenende oft sogar im Minuten-Takt bis vier oder fünf Uhr in der Nacht“, fügt ihr Mann hinzu.

Die beiden haben den Eindruck, dass sich das Problem in den letzten Wochen noch einmal verschärft hat. „Letzten Sommer war es noch nicht ganz so schlimm“, sagt Nadja Keil. Sie betont: „Wir freuen uns, dass die Gastronomie wieder offen hat und haben auch nichts dagegen, dass die Leute an der Leopoldstraße feiern oder zur Europameisterschaft einen Auto-Korso machen.“ Für Fahrer, die mit ihren getunten Autos und Motorrädern ganz bewusst Fehlzündungen und möglichst viel Lärm verursachen, fehle aber jegliches Verständnis.

„Das Verhalten der Poser ist einfach nur rücksichtslos, gefährlich und belastet die Umwelt“, findet Nadja Keil. Die Familie macht sich auch Sorgen, dass es irgendwann zu schweren Unfällen mit Rasern kommen könnte. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert und im schlimmsten Fall in eine Kneipe fährt“, befürchtet Oliver Keil. „Die Raser geben Vollgas.“

Eine ähnliche Situation gab es erst Mittwochnacht am Schloss Nymphenburg. Ein VW-Fahrer (17) ohne Führerschein lieferte sich gegen 2.40 Uhr mit einem 19-jährigen BMW-Fahrer im Bereich des südlichen Schlossrondells ein verbotenes Autorennen. Der 17-Jährige verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug. Er schleuderte an den linken Fahrbahnrand, stieß mit einem geparkten Auto zusammen, durchbrach eine Hecke und kam schließlich auf einer Grünfläche zum Stehen. Sowohl der Jugendliche als auch seine beiden Beifahrer wurden bei dem Unfall verletzt. Eine 17-Jährige kam mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus. Die anderen Verletzten wurden ambulant versorgt.

Auf der Leopoldstraße ahndete die Polizei im Zeitraum von März bis Ende Mai zwei verbotene Kraftfahrzeugrennen. Im Allgemeinen liege die Zahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen dort aber „verhältnismäßig im niedrigen Bereich“, so ein Sprecher. Bei 34 Kontrollen in den vergangenen drei Monaten seien „lediglich“ 32 Fahrer mit mehr als 21 Kilometern pro Stunde zu schnell unterwegs gewesen. Das liege auch an den Ampeln zwischen Siegestor und Münchner Freiheit und dem erhöhten Verkehrsaufkommen auf der Strecke.

Doch der Sprecher bestätigt ebenfalls: „In diesem Bereich fallen die Fahrer eher durch unnötiges Hin- und Herfahren und Aufheulenlassen der Motoren und durch sogenannte Kavalierstarts auf.“ Auffällig seien getunte und leistungsstarke Sportwagen und Motorräder. Meist verfügten sie aber über die erforderlichen Fahrzeug-Typgenehmigungen. Seien Veränderungen, zum Beispiel an den Auspuffanlagen, nicht genehmigt, würden die Fahrzeuge „an Ort und Stelle sichergestellt, abgeschleppt und von einem amtlichen Sachverständigen technisch untersucht“. Ordnungswidrigkeiten wie die „vorsätzliche Verursachung von unnötigem Lärm bei der Benutzung von Kraftfahrzeugen“ ahndeten die Beamten konsequent.

Familie Keil wünscht sich weitere Maßnahmen gegen die PS-Protzer: „Es wird viel zu wenig gegen das Problem unternommen“, beklagt Nadja Keil. „Es ist unerträglich geworden. Unsere Tochter macht ,brumm, brumm‘, wenn sie ins Bett geht.“

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