Die große Fanmeile im Olympiapark mit bis zu 60 000 Besuchern hatte die Stadt schon vor einigen Wochen aus Gründen des Infektionsschutzes abgesagt. Auch ansonsten wird es während der Fußball-Europameisterschaft kein Public Viewing im öffentlichen Raum geben, wie Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle (SPD) gestern im Stadtrat sagte. Bei seinem Stammwirt oder im Biergarten kann man die EM-Spiele ab Freitag dennoch ansehen. Und auch die Sperrstunde ist kein Problem mehr. Die Gastronomie darf zumindest wieder bis Mitternacht öffnen.
Allerdings müssen Hygienekonzepte und Abstandsregeln eingehalten werden, was je nach Spielverlauf in der Praxis schwierig werden dürfte, wie auch Böhle einräumte. Die Stadt will daher in der Gastronomie eine Grenze ziehen. Unter 1000 Gästen genügt ein Hygienekonzept, um Public Viewing zu ermöglichen. Bei gastromischen Einrichtungen mit mehr als 1000 Besuchern ist ein Corona-Negativtest notwendig, sofern Public Viewing auf einer Leinwand angeboten wird. Die genauen Regeln anlässlich der EM will die Stadt heute verkünden. Viel ändere sich für die Wirte aber nicht, weil sie mit den Corona-Maßnahmen ohnehin vertraut seien, sagte Böhle. CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl hatte zuvor um Klarheit bei den Regeln gebeten. Bei den Gastronomen herrsche nämlich „große Unsicherheit“. Viele Wirte wollen die EM-Spiele wieder auf Leinwänden zeigen und stecken mitten in den Vorbereitungen.
Intensiv wurde gestern im Stadtrat über das Alkoholverbot am Gärtnerplatz und am Wedekindplatz diskutiert. Die Fraktion Linke/Die Partei hatte mit Unterstützung der Grünen beantragt, dies aufzuheben. Ein pauschales Alkoholverbot an bestimmten Plätzen sei angesichts der mittlerweile unter den Wert von 20 gesunkenen Inzidenz nicht mehr zu rechtfertigen, hieß es von Vertretern beider Fraktionen. Grünen-Vize Dominik Krause erklärte: „Hier drängt sich der Verdacht auf, dass die Stadtverwaltung mit diesem Verbot unter dem Vorwand der Pandemiebekämpfung an einigen Plätzen einfach Ruhe und Ordnung herstellen will.“ Probleme würden dadurch aber nur verlagert. Wie berichtet, hat der städtische Krisenstab das Alkoholverbot im öffentlichen Raum aufgehoben. Einzige Ausnahme: der Gärtnerplatz und der Wedekindplatz im Zeitraum zwischen 20 und 6 Uhr morgens. CSU-Fraktionschef Pretzl verteidigte diese Entscheidung, weil an diesen beiden Plätzen die Lage häufig außer Kontrolle geraten sei. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Christian Müller erklärte: „Der Krisenstab hat bei seinen Entscheidungen bisher immer mit viel Augenmaß gehandelt.“ Laut KVR-Chef Böhle hat sich das Verbot bewährt, weil die Polizei frühzeitig kommunikativ auf die Besucher des Platzes einwirken könne.
Am Ende stimmte die SPD mit der CSU für eine Fortführung des Alkoholverbots, während die Grünen als Koalitionspartner der Sozialdemokraten dagegen votierten. Krause hatte zuvor OB Dieter Reiter (SPD) vorgehalten, es gebe einen Widerspruch bei seiner sonstigen Haltung zu den Lockerungen in der Corona-Politik und dem Festhalten am Alkoholverbot.