Bund Naturschutz schlägt Alarm: Stadt hat in den letzten zehn Jahren etwa 20 000 Bäume verloren

von Redaktion

Baumfällungen für Bauprojekte – nicht nur im Forst Kasten, auch in München gibt es deshalb immer wieder Ärger. „Die Ersatzpflanzungen reichen bei Weitem nicht aus. Schon jetzt ist es in der Stadt im Schnitt um zwei Grad wärmer als 1960“, kritisiert Martin Hänsel (54), stellvertretender Geschäftsführer des Bund Naturschutz (BN) München.

Im vergangenen Jahr wurden laut BN im öffentlichen Raum zwar 700 Bäume mehr gepflanzt, als gefällt. Privat allerdings – wenn bei der Nachverdichtung auf einem Grundstück statt des alten Einfamilienhauses plötzlich Mehrspänner gebaut werden – gab es 2100 Bäume weniger, das gehe aus offiziellen Zahlen hervor. Hänsel: „Die Stadt hat 2020 also 1400 Bäume verloren! Im Laufe der vergangenen zehn Jahre waren es knapp 20 000 Bäume.“ Wie etwa an der Thalkirchner Straße im Schlachthofviertel, als Anfang des Jahres 14 Ulmen und Grün-Erlen gefällt wurden, weil die Stadtwerke Fernkälterohre verlegten.

Die Stadt allerdings teilt mit, dass die Zahl der Einzelfällungen 2020 im Vergleich zu 2011 um 567 zurückgegangen ist. Die Baugenehmigungsverfahren mit Fällungen stiegen aber um 111 von 2011 auf 2020. Nächsten Mittwoch beschäftigt sich der Planungsausschuss mit der Stärkung des Baumschutzes.

Wie wichtig die Bäume sind, ergab eine Studie der Technischen Uni in München am Modell der englischen Stadt Manchester: „Würde sich beim derzeitigen Klimawandel die Grünbedeckung bis 2085 nur um zehn Prozent reduzieren, steigen die Maximaltemperaturen um über acht Grad an“,erklärt Hänsel. Die Untersuchung könne auf München übertragen werden. „Im Sommer hätten wir dann weit über 40 Grad innerhalb des Mittleren Rings.“ Auch die Frischluftschneisen nach München sieht der Experte in Gefahr. Es gibt zwei Hauptluftströmungen, die die Stadt versorgen. Von Westen nach Osten, das sind die Stürme. Von Süden nach Norden gibt es das „Alpine Pumpen“, hier fließt nachts kalte Luft aus den Alpen nach München. „Werden vor den Stadttoren nun Gebäuderiegel erbaut, wie etwa aktuell bei Neubiberg geplant, kommt nicht mehr genug Frischluft zu uns.“

Hänsels Fazit: „Grün muss bei jeder Planung oberste Priorität haben. Der Schutz der bestehenden Bäume und der Erhalt der grünen Flächen muss das vorrangige Ziel der Stadt sein. Sonst trocknet München aus!“ M. WILLIAMS

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