Geschäfte mit Geschichte

von Redaktion

Nach dem Aus von Kaut-Bullinger stellen wir einige der letzten Alteingesessenen vor

Mit dem Ende des Schreibwarenriesen Kaut-Bullinger in der Rosenstraße stirbt wieder ein Stück Handelstradition in München. Doch noch gibt es sie, die Geschäfte mit Geschichte in der Stadt. Unsere Zeitung stellt sechs vor:

Parfümerie Brückner

Noch heute schmückt eine ganz besondere Auszeichnung die Parfümerie Brückner Bublitz am Marienplatz 8: „ehem. Königlich bayerischer Hoflieferant“ steht am Eingang. Verliehen hat Prinzregent Luitpold von Bayern diesen Titel 1905 an das Ehepaar Philippine und Magnus Brückner. Sie verkauften seit 1893 feinstes Duftwasser und Puder – und der Prinzregent war ihr wohl wichtigster Kunde. Heute führt Chefin Tanja Bublitz in der dritten Generation den Familienbetrieb. Die Tradition wird bestehen bleiben, freut sich Tanja Bublitz: „Meine Tochter Laura ist dabei, die ersten Schritte in unserem Unternehmen zu machen.“

Dosch Blumen

Gartenglück in zwölfter Generation – das findet man in der Ostpreußenstraße 39 (Denning) bei Dosch Blumen. „Darauf kann man schon stolz sein“, sagt Chef Florian Dosch (32). Der königliche Hofküchengärtner unter Ludwig I. hatte seinem Vorfahren einst die erfolgreich bestandene Gärtnerlehre bestätigt. 1874 gründete Karl Josef Dosch die Gärtnerei. Seit 2020 ist nun Florian Dosch am Ruder.

Pachmayr

Gut 154 Jahre sprudelnde Geschichte: 1867 gründete der angehende Apotheker Otto Pachmayr seine Mineralwasser- und Limonadenfabrik. Schon 1873 konnte er am Firmensitz in der Theresienstraße drei Pferdefuhrwerke anschaffen, um Kunden zu beliefern. 1922 kommen Motorlastwagen dazu. Nach dem Krieg wird das Geschäft zu einem der führenden Getränkegroßhandlungen Bayerns. 2012 zieht die Firma nach Oberhaching und wird heute in fünfter Generation von Dr. Otto Pachmayr und Geschäftspartnern geleitet.

Älteste Apotheke

Arznei-Geschichte gibt es in der Schützenstraße: Hier steht Münchens älteste Apotheke, deren Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. 1398 wurde die erste Apotheke der Stadt am Rindermarkt eröffnet, sie ging durch viele Familienhände und wurde 1863 an ihren heutigen Platz, die Schützenstraße, umgesiedelt. 1909 übernahm Hans Fasching das Geschäft, seine Urenkelin Barbara Stempel leitet die Apotheke heute.

Metzgerei Vogl

Ob Leberkäs, Weißwürscht oder Schinken: Hier wird noch alles selbst gemacht – und das seit fast 70 Jahren: in der Metzgerei Vogl in Haidhausen. 1952 eröffnete Metzgermeister Ignaz Vogl sein Geschäft in der Steinstraße 61, seit 1983 führen die Söhne Ignaz und Josef den Betrieb weiter. „Schön, dass die Tradition erhalten bleibt“, hören die Chefs oft von den Kunden. Mehrmals wurde die Metzgerei bereits ausgezeichnet.

Die Buchhandlung

Sie zählt zu den ältesten noch bestehenden Buchhandlungen in der Stadt – und gilt als Juwel (nicht nur) unter den Einzelhändlern. Im Jahr 1878 sperrte Louis Werner an der Residenzstraße 17 zum ersten Mal sein Büchergeschäft auf. „Specialität: Architektur, Kunst und Kunstgewerbe“ warb wenige Jahre später, kurz vor der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, eine Annonce für das Sortiment von L. Werner. Die Buchhandlung zog im vergangenen Jahrhundert mehrere Male um, wurde 1944 ausgebombt (dabei ging das umfangreiche Firmenarchiv in Flammen auf) und wieder aufgebaut. L. Werner hat maßgeblichen Anteil am Ruf Münchens als Bücher- und Verlagsstadt – und war zuletzt an der Türkenstraße mitten im Kunstareal in der Maxvorstadt zu Hause. Wie berichtet, übernahm heuer der Münchner Hirmer Verlag die L. Werner GmbH – in der Branche wird das als klares Bekenntnis zum stationären Buchhandel gerade in Zeiten der Online-Riesen wie Amazon und Co. gewertet. Vor wenigen Tagen wurde nun ein neues Kapitel in der Firmenhistorie aufgeschlagen: L. Werner zog in seine neuen Räumlichkeiten an der Theresienstraße 66. Große Schaufenster sorgen für Licht im Innern, die gut sortierten Räume laden alle Literaturfans zum Schmökern und Verweilen ein. L. Werner fokussiert sich unter der Leitung von Marion Duft zwar weiterhin auf Kunst- und Architekturpublikationen, erweitert dieses Angebot aber um die Belletristik: Damit gehört die Buchhandlung auch 143 Jahre nach ihrer Gründung zu Münchens besten Seiten.

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