Ein wahres Drama hat sich am Mittwochvormittag am Hauptbahnhof abgespielt. Eine Geschichte, die zwar gut ausgegangen ist und einen Helden hat. Dennoch werfen die Umstände Fragen auf, weil eine Frau mit Behinderung von einer anfahrenden S-Bahn verletzt wurde. Sie ist mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht worden.
Die Rollstuhlfahrerin hatte gegen 13 Uhr vor, die S8 nach Richtung Herrsching zu nehmen. Doch der Versuch der 56-Jährigen, im vorderen Zugbereich rückwärts in die Tür zu rollen, misslang mehrfach. Als die Türen sich daraufhin schlossen und die S-Bahn losfuhr, wurde der Rollstuhl der Frau zwischen Zug und Bahnsteig eingeklemmt. Ein Entkommen war ihr nicht mehr möglich.
Die 56-Jährige war gefangen und musste nun ertragen, dass die Fahrt aufnehmende S-Bahn in fast voller Länge an ihr vorbeischrammte. Passanten hörten die Hilferufe der blutenden Frau und eilten ihr zu Hilfe. Ein Mann schaffte es gerade noch rechtzeitig, bei ihr anzukommen, als der Zug vollends an ihr vorbeigefahren war. Als sie nun ins Gleisbett zu stürzen drohte, konnte er den Rollstuhl packen und so Schlimmeres verhindern. Da zwei der Räder über der Gleiskante hingen, hätte sie allein keine Chance gehabt. Ihr Retter hielt sie mit aller Kraft so lange, bis ihn weitere Passanten dabei unterstützten, den Rollstuhl mit der völlig unter Schock stehenden Frau auf den Bahnsteig zu ziehen. Die Helfer informierten Rettungssanitäter, die die 56-Jährige dann versorgten.
Wie das alles passieren konnte, beschäftigt nun die Bundespolizei. Denn sowohl der S-Bahn-Fahrer als auch die Bahnsteig-Aufsicht waren nicht auf das Drama an der Gleiskante aufmerksam geworden. Beide Verantwortlichen wurden sofort nach dem Unfall bei ihrer Arbeit abgelöst. Die Bundespolizei hat die Ermittlungen wegen Gefährdung des Bahnverkehrs aufgenommen.
Und sie ist auf der Suche nach den Passanten von Gleis 2, „die den Sturz der Rollstuhlfahrerin ins Gleis durch ihr geistesgegenwärtiges, schnelles und beherztes Eingreifen verhinderten“, so die Mitteilung der Behörde. Allen voran den Mann, der den Rollstuhl packen und halten konnte. Der Held vom Hauptbahnhof war etwa 30 Jahre als, trug eine weiße FFP2-Maske und ein schwarzes T-Shirt mit der auffälligen Aufschrift „Gas Monkey“. Außerdem ist bei ihm ein großes Tattoo auf dem rechten Arm zu sehen. Er wird gebeten, sich unter Telefon 089/51 55 50 11 11 zu melden.