Bosch-Belegschaft kämpft um ihr Werk

von Redaktion

Konzern prüft Schließung des Standorts Berg am Laim – SPD springt Arbeitnehmern bei

VON CARMEN ICK-DIETL

Im Bosch-Werk in Berg am Laim bangen 250 Mitarbeiter um ihre Zukunft. Der Automobilzulieferer prüft die Schließung seines Münchner Werks sowie eine mögliche Produktionsverlagerung an andere Standorte. Die SPD-Stadtratsfraktion fordert von der Firma, eine Zukunftsperspektive für München zu entwickeln.

Sollte der weltgrößte Autozulieferer tatsächlich sein Werk an der Truderinger Straße schließen, „dann ketten wir uns an die Anlagen an“, hat Bosch-Betriebsrat Giuseppe Ciccone den Firmenchefs schon angekündigt. „Hier wird nichts einfach so rausgetragen!“

So weit soll es aber möglichst nicht kommen. Bosch drohe schon seit Jahren mit der Werksschließung, erzählt Ciccone. Genauso lang dränge der Betriebsrat bereits darauf, dass eine tragfähige Zukunftsstrategie für den Münchner Standort entwickelt wird. So hätten die Beschäftigten frühzeitig Produkte für Elektroautos gefordert. Vor 20 Jahren gab es hier noch 1600 Mitarbeiter, inzwischen ist die Belegschaft auf 250 geschrumpft. Ein Drittel davon ist über 55 Jahre alt. Innerhalb des Konzerns gäbe es für sie wohl keine Lösung. „Es werden keine Mitarbeiter in anderen Werken benötigt“, wurde Ciccone gesagt.

Was in Berg am Laim passiere, „ist reine Profitgier, die wollen mehr Gewinn aus uns rausholen“, schimpft der Betriebsratschef. „Vor zehn Jahren wurde schon mal die Hälfte des Werks verkauft.“ Auch die Firmenwohnungen sind bereits abgegeben worden. Der Konzern begründet das mit dem Wandel in der Automobilbranche vom Verbrenner zum E-Auto. Dies führe zu „erheblichen Überkapazitäten und damit zu einem hohen Anpassungsbedarf“, dem sich auch Bosch nicht entziehen könne, so kürzlich eine Konzernsprecherin. Bosch fertigt am Standort München elektrische Kraftstoffpumpen und Einspritzventile.

Bosch sei „eine Symbolfirma“ für alle Betriebe, die den technologischen Wandel verschlafen hätten, kritisierte SPD-Stadtrat Christian Müller gestern. Die Arbeitnehmer dürften jetzt nicht die Leidtragenden sein. Gemeinsam mit seinen Fraktionskollegen Simone Burger und Roland Hefter stand Müller vor den Werkstoren, um die Solidarität mit den Mitarbeitern zu bekunden. Man brauche in der Stadt auch solche Produktionsstätten und Arbeitsplätze für Arbeiter und Facharbeiter. Die SPD-Stadträte forderten von der Firma, den Standort München nicht einfach aufzugeben, sondern weiterzuentwickeln und zu investieren. „Ich sehe gerade Bosch als mehrfach ausgezeichneten Arbeitgeber in der Verpflichtung, trotz aller wirtschaftlichen Überlegungen für seine Münchner Belegschaft Lösungen aufzuzeigen“, so Müller.

Man sei in Verhandlungen, wie man eine Werksschließung verhindern könne, berichtete Ciccone. „Wir ringen um Lösungen jeglicher Natur.“ Laut Bosch gebe es kein rentables Szenario für das Münchner Werk. Betriebsrat und IG Metall bezweifeln das. Mit dem vorhandenen Know-how und den Maschinen könnte man auch Akkulade-Anlagen oder Medizintechnik herstellen. „Aber wir sind noch nie zusammengesessen und haben wirkliche Alternativen geprüft“, so der Betriebsrat.

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