An Ideen mangelt es nicht. Sie klingen teils futuristisch, sind teils aber schon weit erprobt. Egal, ob auf der Straße, der Schiene, in der Luft oder zu Wasser. Eines wurde bei der gestrigen Einweihung des Deutschen Zentrums Mobilität der Zukunft (DZM) im „Munich Urban Colab“ aber auch deutlich – und in diesem Punkt waren sich im Grunde alle Politiker und Experten einig: „Vor allem der Verkehr in der Luft muss auch die Akzeptanz der Bürger finden“, gab Münchens OB Dieter Reiter (SPD) zu bedenken. Die Stichworte lauten hier Geräuschkulisse und Bezahlbarkeit.
Die DZM-Geschäftsstelle in München soll innovative Entwicklungen im Bereich der Mobilität bündeln. Dies betonte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Montag: „Wir wollen hier verschiedene Initiativen zusammenbringen und ein Netzwerk schaffen.“ Es soll aus Forschern, Start-ups und großen Unternehmen bestehen. Es gehe darum, neue Techniken vom Reallabor in den Alltag zu übertragen, sagte Scheuer. München ist DZM-Zentrale, weitere Standorte befinden sich in Hamburg, Minden, Annaberg-Buchholz und Karlsruhe.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete den klimaneutralen Verkehr als eine der zentralen Herausforderungen für die Politik. Auch weil diese Frage aufgrund des Klimawandels zunehmend eine ethische Dimension bekomme. Söder sagte: „Wir können nicht weitermachen wie bisher, aber wir können auch mit Wachstum und Innovation die Welt retten.“ Ein Beispiel seien synthetische Kraftstoffe: „Nicht das Fliegen verbieten, sondern klimaneutral fliegen.“ Von elektrischen Lufttaxis bis zu aufgeständerten Radwegen in Großstädten gebe es viele Ideen. Auch das Auto der Zukunft werde anders sein: Statt fossiler Brennstoffe würden alternative Antriebsarten wie Elektromobilität und Wasserstoff dominieren. Und Techniken wie autonomes Fahren würden dazu führen, dass man auch im Auto arbeiten könne.
OB Dieter Reiter erklärte, das Thema Mobilität beschäftige die Menschen am meisten, „wenn ich die Post auf meinem Schreibtisch durchsehe“. Das DZM sei eine „tolle Investition“ des Bundes. Eine zentrale Aufgabe sei dabei aber auch, konfrontative Prozesse aufzulösen. In München verkürze sich die Diskussion häufig auf den Konflikt „Fahrrad gegen Auto“. Die Verkehrsflächen werde man aber nicht vergrößern können, „außer nach oben“. Aber schon bei den Plänen für Seilbahnen in der Stadt habe es „gemischte Reaktionen“ in der Bevölkerung gegeben. Reiter: „Die Verkehrswende geht nur im Konsens mit den Bürgern.“
Der Vorsitzende des DZM-Gründungsbeirats, Professor Wolfgang Herrmann, sagte, Deutschland habe technologische Experten in sehr vielen Bereichen, „aber wir führen sie zu wenig zusammen“. Das DZM wolle an den unterschiedlichsten Standorten die kreativsten Köpfe finden, vernetzen und innovative Projekte zu den verschiedensten Verkehrsformen fördern. Herrmann bezeichnete Mobilität als gesamtgesellschaftliches Thema „von allererstem Rang, für Alt und Jung, für Arm und Reich“.
An einer Diskussionsrunde anlässlich der gestrigen Eröffnung nahmen auch drei Vertreter von Luftfahrtunternehmen teil. Airbus entwickelt zum Beispiel ein batteriebetriebenes Lufttaxi für vier Personen. Saskia Horsch von der Firma Lilium könnte sich vorstellen, dass in München an vier Standorten Start- und Landeflächen für regionale Flug-Shuttles, die sechs Menschen befördern, entstehen, entweder am Boden oder auch auf Parkdecks. 5000 bis 10 000 Quadratmeter Platz würden dafür benötigt. Die Strecke von Garmisch-Partenkirchen nach München könnte in 25 Minuten zurückgelegt werden.
Ministerpräsident Söder machte unterdessen deutlich: „Wir brauchen hier hohe Sicherheitsstandards und müssen die Routen und Landeplätze so konfliktfrei wie möglich konzipieren.“ Außerdem dürfe urbane Mobilität in der Luft nicht zu einer Mobilitätsform nur für Vermögende werden.