Gleich vier Callcenter wurden im Dezember in Izmir ausgehoben – in der Türkei hat jetzt die Vorverhandlung mit 24 Hauptverdächtigen begonnen. „Nur einer hat gestanden. Alle anderen haben behauptet, sie hätten mit der Sache nichts zu tun“, sagt Kriminaloberkommissarin Désirée Schelshorn. 23 Personen sitzen in U-Haft. Mitsamt aller Komplizen listet die Anklageschrift sogar 81 Personen. „Das meiste Geld, was die Täter erbeutet haben, hat der Richter sichergestellt. Insgesamt geht es um Vermögenswerte von über 105 Millionen Euro“, sagt Schelshorn. Es handele sich um Immobilien, Luxusautos, Bargeld und hochwertigen Schmuck. Ende November soll nun die Hauptverhandlung in der Türkei fortgesetzt werden. „Der Richter wartet noch Ermittlungsergebnisse aus Deutschland ab, aktuell werden einige Tatopfer als Zeugen vernommen“, so Schelshorn.
Die Zusammenarbeit mit den türkischen Ermittlungsbehörden ist zu einem wichtigen Teil ihrer Arbeit geworden – denn von der Türkei aus agieren die Täter. „Wir haben unsere Arbeit dort vorgestellt. Mittlerweile ist die Rechtshilfe auf einem guten Weg“, so die Ermittlerin. Mit der Zeit sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstanden.
Auch auf Ebene der Justiz kooperiert München längst mit der Türkei. „Das ist für uns sehr wichtig. Letztlich haben alle dasselbe Ziel: Die organisierten Callcenter-Betrüger vor Gericht zu bringen.“
Der türkische Richter habe zudem angekündigt, dass er die deutschen Senioren entschädigen will. „Wir sind überzeugt, dass das funktionieren wird“, sagt Schelshorn. Auch, wenn das Urteil erst in fünf Jahren rechtskräftig sein wird. Denn die Täter werden sich vermutlich nach einer Verurteilung, die in der Türkei zwischen 150 und 200 Jahren liegt, durch die Instanzen klagen. thi