Nach zwei Jahren ohne Oktoberfest soll es 2022 in München wieder heißen: „Ozapft is’“. „Nächstes Jahr wird es die echte Wiesn geben“, verspricht der Wiesnchef und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU). „Nächstes Jahr sehen wir uns wieder live auf der Wiesn.“ Dafür laufen Planungen, wie Baumgärtner der Deutschen Presse-Agentur sagte. Voraussetzung sei, dass nicht Bundes- oder Landesregelungen dagegen stehen. Sicherheit habe oberste Priorität.
Er halte es tendenziell für möglich. „Worüber wir nachdenken, ist 2G und zusätzliche Tests. Unser Ziel ist es, eine sichere Veranstaltung hinzustellen. Wir wollen, dass sich Besucher weltweit darauf einstellen können – schon jetzt.“ Das bedeutet: Ungeimpfte könnten nicht auf die Wiesn. „Wenn die Gesetzeslage sich ändert oder die soziale Akzeptanz wächst, kann man darauf verzichten.“ Es müsse aber auch Ausnahmen geben – etwa für Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen könnten.
Final ist dieser Modus aber noch nicht. OB Dieter Reiter (SPD) sagte gestern auf Anfrage: „Ich habe das Wirtschaftsreferat beauftragt, Konzepte zu entwickeln, wie die Wiesn 2022 stattfinden kann und die Besucher so sicher wie irgend möglich Spaß haben können. Die Planungen dazu laufen derzeit.“ Die will auch Wirte-Sprecher Peter Inselkammer abwarten. „Ich bin der Meinung, dass wir erst ein Gesamtkonzept brauchen, bevor wir uns über Einzelvorschläge unterhalten.“
Wie berichtet, bleibt die Theresienwiese am Samstag zum ursprünglichen Wiesnstart leer. Statt Festzelten stehen dort Corona-Testzelte. OB Reiter: „Ich finde es natürlich schon sehr schade, dass es dieses Jahr zum zweiten Mal keine Wiesn geben kann. Schade für die Millionen Wiesn-Freunde, aber auch für mich persönlich.“ Die Kutschfahrt mit seiner Frau durch die Stadt, vorbei an vielen fröhlichen Menschen am Straßenrand, das Remmidemmi beim Anzapfen und einfach die Wiesnzeit als solches vermisse er schon.
Ein Alkoholverbot wie 2020 soll heuer auf der Theresienwiesn nicht gelten, sagt Baumgärtner. Es gebe eine signifikant hohe Impfquote, zudem setze er auf die Vernunft der Leute. „Wir haben das Vertrauen, dass diejenigen, die sich trotzdem auf der Theresienwiese einfinden, das unter Einhaltung der Hygienevorschriften tun. Wir haben keine Anhaltspunkte, dass da ein Massenphänomen stattfindet“, sagt Baumgärtner. Das Gelände sei eine öffentliche Grünfläche. „Die kann im Rahmen der Vorschriften jeder nutzen, wie er will. Es darf auf der Theresienwiese auch Bier getrunken werden.“
Optimistisch für eine echte Wiesn 2022 sei Baumgärtner auch wegen der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA). Die Menschen hätten die Maßnahmen akzeptiert und etwa Tests oder Impfnachweise hochgeladen. „Es wurden deutlich mehr praktische Erfahrungen gesammelt, was man den Menschen zumuten kann und wie eine Großveranstaltung wirtschaftlich, technisch und logistisch durchführbar ist.“ Allerdings wurde auf der IAA nicht im großen Stil Alkohol konsumiert, es galten Abstandsregeln.
Abstand halten ist im Bierzelt mit feiernden Massen kaum möglich. Mediziner hatten sich zuletzt vorsichtig geäußert. Der Pandemiebeauftragte des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, Christoph Spinner, sagte im August, er wolle noch keine Prognose abgeben. Die Entwicklung der Pandemie und von besorgniserregenden Virusvarianten, der Impffortschritt und viele Faktoren mehr spielten eine Rolle.