Mein Olympia 1972

von Redaktion

Münchnerin (64) durfte als 15-Jährige bei der Eröffnungsfeier tanzen

Es war das Großereignis in München: die Olympischen Sommerspiele 1972. Vor rund 50 Jahren war die Landeshauptstadt Gastgeber des größten Sportereignisses der Welt.

Gisela Welzenbach, damals 15 Jahre alt, war hautnah mit dabei. Sie war mit anderen Buben und Mädchen ausgewählt, bei der Eröffnungsfeier am 26. August im Olympiastadion zu tanzen. „Bei der Eröffnungsfeier der Olympiade 1972 mitmachen zu dürfen, betrachte ich bis heute als große Ehre“, sagt die 64-jährige Münchnerin.

Als Gastgeber plante die Stadt einen Tanz von Schülerinnen und Schülern, den „Gruß der Jugend“. Dafür waren Schulen aufgerufen, Kinder aus der achten und neunten Klasse auszuwählen und mit ihnen den Tanz einzustudieren. Gisela Welzenbach war eine von ihnen. „Es konnten natürlich nicht alle mitmachen. Ich hatte Glück“, erzählt sie.

Um die 3000 Jugendliche sollten mittanzen – wobei: „Eigentlich wurde eher marschiert als getanzt, es war für uns scho a bisserl fad.“ Auch die Musik – ein Stück von Carl Orff – sei nicht so ganz nach ihrem Geschmack gewesen. „Trotzdem haben wir eifrig trainiert, denn es war ehrenvoll, mitmachen zu dürfen.“

Alles andere als fad war dann auch der große Tag: Bei strahlendem Sonnenschein fuhren sie mit Bussen zum Stadion, gekleidet in ihre Kostüme: Die Mädchen mit gelbem Rock und T-Shirt, die Buben ganz in Blau. „Uns war schon mulmig zumute bei der Vorstellung, wie viele Menschen praktisch weltweit zuschauen würden.“

Vor dem Stadion wartete bereits eine Menschenmenge. „Als es an der Zeit war, marschierten wir ins Stadion und nahmen unsere Plätze ein“, erinnert sich Welzenbach. Nach Ansprachen und dem Einmarsch der Nationen kündigte Kommentator Blacky Fuchsberger an: „Münchner Mädchen und Buben erbieten den Gruß der Jugend.“

Dann ging es los. Die 64-Jährige erinnert sich: „Die Aufregung legte sich, als wir anfingen, und es klappte alles ganz wunderbar.“ Nach dem Auftritt schauten sie sich noch die restliche Feier an. „Ganz besonders feierlich wurde es, als der Fackelträger Günter Zahn, ein deutscher Langstreckenläufer, ins Stadion und in meiner Nähe die Treppe hinauflief und das olympische Feuer entzündete.“

Es war ein historisches Ereignis, das die 15-Jährige miterleben durfte. „Ich kann mich noch gut erinnern, dass die Atmosphäre, die über der Stadt während der Anfangszeit der Olympiade lag, geprägt war von Lebensfreude, Fröhlichkeit und der Leichtigkeit des Seins.“ Eine wunderbare Zeit – „bis uns der dunkle Schatten des Terroranschlags mit voller Wucht traf.“ Am 5. September drangen acht Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppe „Schwarzer September“ in das Quartier der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf ein. Es folgte eine Geiselnahme, am Ende verloren fünf der acht Terroristen, ein Beamter und elf Israelis ihr Leben. „Es waren unbeschreibliche Gefühle des Entsetzens, die uns überfielen“, erinnert sich Gisela Welzenbach. „Die Olympischen Spiele in München, die als die ,Heiteren Spiele‘ in die Geschichte eingehen sollten, waren nun für immer mit diesem schrecklichen Terroranschlag verbunden.“

Trotz dieser schrecklichen Erinnerungen freut sie sich auf das Jubiläumsjahr der Spiele in München und dass die Stadt das Ereignis würdigt. „Wenn man so nah dran war, berührt einen das ganz besonders.“

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