Der Tatverdächtige hat seinen Wohnsitz im südlichen Landkreis München, er ist Gelegenheitsarbeiter und Vater von zwei Kleinkindern. Polizeilich war er bisher noch nicht in Erscheinung getreten. Doch wie kam es zu dem grausamen Verbrechen? Stephan Beer, der Leiter der Münchner Mordkommission, und Oberstaatsanwältin Anne Leiding schilderten in einer Pressekonferenz den aktuellen Ermittlungsstand.
So lernte die vermögende Witwe aus Obermenzing ihren späteren Mörder offenbar im März 2020 kennen – in einer Kfz-Werkstatt in München, wo der Syrer als Lackierer arbeitete. Die beiden wurden Freunde, ja mehr als das: „Es war eine Art Mutter-Sohn-Verhältnis“, berichtet Anne Leiding. Die ältere Dame, die bis auf einen Bruder keine nähere Familie hatte, schloss den jungen Mann ins Herz – und unterstützte ihn massiv finanziell. Sie zahlte ihm zum Beispiel auch die wöchentlichen Fahrten nach Dortmund, wo er einen weiteren Wohnsitz hatte und wo seine Frau und seine kleinen Kinder wohnten. Der Syrer hatte sogar die Aussicht, nach ihrem Tod das Vermögen der Witwe zu erben.
Reichte ihm das alles nicht? Wollte er die Zeit bis zum Erbe verkürzen? Noch ist unklar, wie es genau zum Mord kam. „Irgendwie muss die Situation eskaliert sein“, sagte Stephan Beer. Fest steht: Die Witwe wurde mit „mehreren Stichverletzungen in den Oberkörper und massiven Gewalteinwirkungen auf Hals und Kopf“ getötet. „Stumpfe und spitze Gewalt“, so beschreibt es die Polizei. Ein Nachbar fand die Dame blutüberströmt in ihrer teuren Architektenvilla, Rettungsdienst und Notdienst konnten ihr nicht mehr helfen.
Die Mordkommission ermittelte mit Erfolg. So sei der Freund zunächst als Zeuge vernommen worden. Stephan Beer: „Er geriet schnell in den Fokus der Ermittlungen und verwickelte sich bei Zeugenaussagen in Widersprüche.“ Zusätzlich seien Sachbeweise gefunden worden, zu denen die Polizei noch nichts Näheres sagt. Am 17. Januar wurde Haftbefehl erlassen – zusätzlich ein europäischer Haftbefehl. Am Sonntag folgte die Festnahme, gestern wurde der Mann der Ermittlungsrichterin vorgeführt, die entschied: Er bleibt in Haft.
Die Polizei durchsuchte die Wohnung im Landkreis München, gestern auch die Dortmunder Wohnung des Tatverdächtigen, der aktuell arbeitslos ist. Ein Ring und mehrere Handys wurden unter anderem gefunden, doch noch wird ermittelt, ob der Syrer Gegenstände oder Geld seines Opfers an sich nahm. Der Tatverdächtige jedenfalls sitzt in Haft – und schweigt.