Birki, der Birkenbaum, ist für Supermarktbetreiber Robin Hertscheck gerade besonders hilfreich. „Die Kunden können leere Tüten an den Baum hängen“, erklärt er. „Und wer eine braucht, kann sich eine nehmen.“ Schon lange ist es Hertscheck wichtig, Plastik zu vermeiden. Deshalb gibt es in dem Laden in Neubiberg nur Papiertüten – doch die sind gerade knapp. „Es kommt vor, dass ich zehn Kartons mit Tüten bestelle und nur einen Karton bekomme“, berichtet er. „Es bestellen jetzt alle Papiertüten.“ 200 bis 300 Tüten fehlen ihm in der Woche, um optimal gerüstet zu sein. „Damit hätte man einen Puffer.“
Hertscheck ist nicht der Einzige mit dem Problem. Wie der Industrieverband Papier- und Folienverpackung bestätigt, gibt es einen Engpass bei Papiertragetaschen, besonders bei braunem Kraftpapier. Die Verknappung werde voraussichtlich noch einige Zeit bestehen bleiben, so ein Sprecher. „Die Warenwirtschaftsabläufe sind massiv gestört und bleiben anfällig.“ Die Kapazitäten an Maschinen, Personal und Material seien „nahezu voll ausgeschöpft“. Die Nachfrage sei bereits seit Längerem gestiegen und habe sich durch den Liefer-Boom während der Pandemie weiter erhöht. Hinzu kommt das Verbot leichter Kunststofftragetaschen. „Das hat den Trend noch mal spürbar unterstützt“, sagt der Sprecher. „Fakt ist aber, dass alle Papier-, aber auch Kunststoffverpackungen derzeit von mehreren Rohstoffengpässen beziehungsweise Rohstoffpreissteigerungen weltweit betroffen sind.“
Von den Problemen sind auch die Supermarktketten betroffen. „Um eine optimale Warenversorgung zu gewährleisten, beobachten wir die Situation auf dem Markt sehr genau“, erklärt eine Sprecherin von Aldi Süd. Trotzdem seien Lieferverzögerungen nicht immer zu vermeiden. „Die aktuell verfügbaren Taschen verteilen wir bedarfsgerecht“, sagt sie. „Sollte es dennoch vereinzelt zu Engpässen kommen, können wir diese in der Regel schnell ausgleichen.“ Auch ein Edeka-Sprecher erklärt, es könne vereinzelt vorkommen, dass Tüten nicht verfügbar sind. „Wir bieten den Kunden Alternativen an“, sagt er. Rewe teilt mit, den Mangel hinter sich zu haben. Vergangenes Jahr habe es zwar eine temporäre Knappheit gegeben. „Diese konnten wir dank regionaler Zukäufe aber gut überbrücken.“
Auch Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern beruhigt: „Es ist nicht so, dass es in München keine Papiertüten mehr gibt.“ Und er fügt hinzu. „Viele Kunden bringen eigene Behältnisse mit.“
Trotzdem gibt es neben Supermärkten auch in Bäckereien Probleme. Semmeltüten würden zwar aufgrund von Mindestabnahmemengen frühzeitig gekauft und seien in den meisten Läden noch ausreichend vorhanden, erklärt Claudia Krüger-Köck von der Bäckerinnung München und Landsberg. „Wie es aber in Zukunft aussieht, ist unklar.“ Bereits jetzt sei es schwer, Kaffee-Pappbecher zu bekommen, sagt sie. „Es gibt zum Teil Lieferzeiten von einem halben Jahr.“ Die Hoffnung: die Umstellung auf Mehrweg-Systeme.