Auf Spritz-Tour durch München

von Redaktion

VON CLAUDIA SCHURI

Sonderfahrt steht auf der Anzeige der Tram, die am Wettersteinplatz Halt gemacht hat. Sie sieht anders aus als eine normale Straßenbahn: Die Fenster sind mit Sichtschutz-Folien beklebt, zwischen einigen Sitzplätzen sind Ablageflächen eingebaut und graue Vorhänge trennen einzelne Bereiche ab. Denn diese Tram ist in nächster Zeit nicht dazu da, um Fahrgäste durch die Stadt zu kutschieren. Stattdessen geht die Tram ab sofort auf Spritz-Tour durch München: Ohne Termin kann in ihr jeder ab zwölf Jahren eine Corona-Impfung bekommen.

Zum Start gab es einen großen Bahnhof: Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, war gekommen, um für die Impfung zu werben. „Es ist eine großartige Aktion“, sagte er. „Ich bin überzeugt, dass Impfen der beste Weg raus aus der Pandemie ist.“ Für die ersten drei Impfwilligen hatte er von ihm handsignierte FC Bayern-Trikots als Geschenk mitgebracht.

Die erste Tram-Spritze verabreichte der Mannschaftsarzt des FC Bayern, Dr. Roland Schmidt, persönlich: Kye Berima bekam seine Booster-Impfung. „Ich hatte gehört, dass die Tram hier steht und habe einfach vorbeigeschaut“, erzählte der Taxi-Fahrer. Als Fußball-Fan freute er sich über das Trikot besonders. Ohne die Aktion wäre er ins Impfzentrum nach Riem gefahren. „Ich hatte es nur zeitlich noch nicht geschafft“, so der 52-Jährige.

„Wir möchten gute Angebote schaffen“, betonte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Auch der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) lobte die Tram-Aktion: „Es kann keiner sagen, dass es keine Möglichkeiten gibt, sich impfen zu lassen“, sagte er. „Wir tun alles, damit wir gemeinsam wieder Normalität erreichen.“

Drei Impf-Teams können in der Tram täglich rund 150 Personen impfen. „Wir haben in München ein wunderbares Netz aus Tram-Linien“, erklärte Münchens Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek. „Die Tram wird an verschiedenen Stellen in der Stadt stehen.“ MVG-Chef Ingo Wortmann war schnell bereit, dafür ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen. „Wir haben natürlich nicht Trams im Überschuss“, sagte er. „Aber bei der Aktion ist die Bahn sehr gut eingesetzt.“

Das findet auch Sebastian Merkl. Der 23-jährige Sanitätshelfer war beruflich am Wettersteinplatz – und entschied dann kurzfristig, sich eine Auffrischungsimpfung geben zu lassen. „Bei den Patiententransporten habe ich viel Kontakt mit kranken Menschen“, berichtet er. „Da ist es mir wichtig, mich und andere zu schützen.“ Er gehört berufsbedingt zu der Gruppe, für die eine zweite Booster-Impfung infrage kommt – und bekam deshalb in der Impf-Tram schon seine vierte Spritze mit Biontech.

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