Der Rundbrief von Schulleiterin Gesa Hollauf erreichte die Eltern und Schüler des Luisengymnasiums kurz vor dem Ende der Faschingsferien. Die Entscheidung, dass die Schüler nach den Ferien nicht ins Schulhaus zurückkehren können, hatte der städtische Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) am Freitag sehr kurzfristig zusammen mit dem Stadtschulrat, dem Bildungsreferat und dem Ministerialbeauftragten für die Schulen getroffen. Nach Angaben der Stadt sollte zunächst nur die Turnhalle des Gymnasiums als Notunterkunft hergerichtet werden, damit spät ankommende Flüchtlinge dort übernachten können, bevor sie am nächsten Morgen in eine Unterkunft weitervermittelt werden. Seit Samstag müssten nun aber auch die Klassenzimmer genutzt werden. Die Maßnahme ist eine Reaktion auf die stark steigende Zahl von Geflüchteten, die derzeit in München ankommen. Allein am Freitagabend sollen es 200 Menschen gewesen sein.
Bei Eltern stößt die Entscheidung der Stadt teilweise auf großes Unverständnis. „Ich finde das empörend“, sagte die Mutter einer Schülerin gegenüber dieser Zeitung. Zwei Jahre lang habe es wegen der Pandemie immer wieder Online-Unterricht gegeben. „Natürlich soll den Geflüchteten aus der Ukraine geholfen werden“, sagte die Mutter weiter, „aber nicht schon wieder auf dem Rücken der Schüler.“
Stadtschulrat Florian Kraus (Grüne) erklärte am Sonntag auf Nachfrage unserer Zeitung, er habe dem Krisenstab deutlich gemacht, dass nach dieser einen Woche woanders Platz für die ankommenden Flüchtlinge geschaffen werden müsse. „Wir haben ja auch neu gebaute Grundschulen im Stadtgebiet, die erst im Herbst den Betrieb aufnehmen“, sagte Kraus. Es spreche nichts dagegen, dass die Geflüchteten dort für einige Monate untergebracht würden.
Eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums bezeichnete die Unterbringung von Geflüchteten in einer Schule als „einmalige Sache“. Grundsätzlich seien in den staatlichen Asylunterkünften im Freistaat aktuell Plätze im „mittleren vierstelligen Bereich“ frei. Allerdings seien diese Unterkünfte in ganz Bayern verteilt und könnten nicht sofort alle genutzt werden. CAROLINE WÖRMANN UND KLAUS VICK