Wegen des Krieges in der Ukraine fällt in München das Politiker-Derblecken beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg aus. Das teilte der Ausrichter, die Paulaner Brauerei, am Donnerstag mit. Damit findet das Brauchtumsspektakel zum dritten Mal in Folge gar nicht oder nicht in der üblichen Form statt. OB Dieter Reiter (SPD) äußerte Verständnis für die Entscheidung. „Es ist schwer vorstellbar, dass man sich zu Starkbier, Singspiel und Reden trifft, wenn gleichzeitig in der Ukraine Krieg ist.“
Es sei zwar gerade jetzt auch die Zeit für politisches Kabarett, die Salvator-Probe und das urbayerische Derblecken lebe jedoch von einer entspannten und ausgelassenen Stimmung bei der Veranstaltung, begründete Brauerei-Geschäftsführer Andreas Steinfatt die Entscheidung. „In der aktuellen Situation halten wir es nicht für möglich, dass diese besondere Atmosphäre zwischen Gästen, Derbleckten und Künstlern entsteht.“
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nannte die Absage in ernsten Zeiten „die richtige Entscheidung“. Der CSU-Chef hofft, dass die Veranstaltung im kommenden Jahr dann wieder stattfinden kann. „Denn der Nockherberg ist ganz großes bayerisches Schauspiel“, schrieb er auf Twitter.
Im Februar hatte Paulaner zunächst bekannt gegeben, dass das Politiker-Derblecken dieses Jahr wieder mit Publikum stattfinden soll, aber auf einen späteren Termin Ende April verschoben werde. Im Vorjahr hatte es wegen Corona nur eine im Internet übertragene Veranstaltung ohne Gäste gegeben. Im Jahr 2020 war der Mix aus Kabarett und Polittheater wegen der Pandemie ganz ausgefallen. In diesem Jahr sei der Konflikt in der Ukraine der ausschlaggebende Grund gewesen, erläuterte ein Sprecher des Unternehmens.
Bei der Veranstaltung sollte eigentlich der Satiriker Maximilian Schafroth als Fastenprediger wieder eine Rede halten, bei der die Politiker ins Gebet genommen werden. Zudem war wieder ein Singspiel geplant, bei dem Schauspieler in die Rollen bekannter Politiker schlüpfen.
Traditionell sitzen einige der Parodierten selbst im Publikum und müssen den Spott dadurch unmittelbar ertragen – beziehungsweise über sich selbst lachen. Alternative Konzepte zu diesem Ablauf seien diskutiert worden, erläuterte der Brauerei-Chef. Sie würden aber „dem Charakter dieser Veranstaltung nicht gerecht“.
Das Starkbierfest selbst ist von der Absage des Derbleckens nicht betroffen, wie eine Sprecherin der Brauerei betont: „Bereits seit 11. März findet jeden Abend der traditionelle Salvatorausschank mit der Oktoberfestband ,Die Kirchdorfer‘ statt und wird von den Münchnern zahlreich besucht“, schreibt sie. „Wir merken, wie gut es den Gästen tut, für ein paar unbeschwerte Stunden die letzten Wochen und Monate und das aktuelle Zeitgeschehen hinter sich zu lassen und das Leben und diese schöne Tradition zu genießen.“