Walter König (54), Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, zählt gleich mehrere Gründe für eine Bierpreisanhebung auf: „Hopfen, Malz, Kronkorken, Dosen, Paletten und sogar das Papier für die Etiketten – überall haben wir extreme Preissteigerungen.“ Durch den Krieg in der Ukraine hätten die Preise noch einmal spürbar zugelegt. Denn rund elf Prozent des globalen Weizens kommen von dort. Wegen der russischen Invasion bleiben Häfen geschlossen, die Landwirtschaft liegt brach, also gehen auch die Getreideexporte zurück.
Die meisten Münchner Brauereien beziehen die Zutaten zwar nicht aus der Ukraine, sondern aus Deutschland – weil durch den Krieg das Angebot an Gerste, Weizen und Co. aber weltweit knapper wird, steigen auch hierzulande die Preise. Seit Beginn des Kriegs sind die Kosten von rund 500 Euro auf 680 Euro je Tonne Braumalz gestiegen – dabei lag der Preis aufgrund der schlechten Ernte 2021 schon auf einem hohen Niveau. Beim Erdinger Weißbräu spürt man das bereits: „Vor allem der Handel mit Gerste ist massiv betroffen“, teilt das Unternehmen mit. Immerhin: Fast alle Brauereien haben lang Lieferverträge für Malz, mit festen Preisen über einen bestimmten Zeitraum. Doch langfristig könnte sich das ändern. „Wenn ich den Bierpreis aufgrund der aktuellen Preise der Zutaten neu berechne, müsste eine Kiste um rund 45 Cent teurer werden“, sagt Walter König.
Doch es liegt nicht nur am Malzpreis. „Das Glas für unsere Flaschen ist um mehr als 20 Prozent teurer geworden“, teilt etwa Hofbräu mit. Tendenz steigend. Denn auch ein großer Glaslieferant in der Ukraine falle aus: Das führe zu einer weltweiten Verknappung und somit zu höheren Preisen. „Wenn man alle diese Faktoren berücksichtigt, dann müsste der Kasten wohl um drei Euro teurer sein“, sagt König. Ganz so schlimm werde es zwar nicht kommen. Doch selbst wenn sich die Lage in der Ukraine entspannen sollte: „Dann werden die Preise wahrscheinlich immer noch deutlich über dem Niveau vor der Krise liegen.“
Auch Erdinger schließt einen Preisanstieg nicht aus. Und Hofbräu teilt mit, man habe zwar erst im Februar den Preis pro Kiste um rund einen Euro angehoben. Allerdings seien dabei die jetzigen Preissteigerungen noch nicht in vollem Umfang berücksichtigt worden. Brauereien wie Augustiner Paulaner, Löwenbräu und Spaten und Giesinger wollten sich nicht zu möglichen Preisanstiegen äußern.
Steigen die Preise, hätte das auch Auswirkungen auf die Münchner Gastronomie: „Wir müssten höhere Bierpreise wohl auf unsere Kunden umlegen“, sagt Gregor Lemke, Sprecher der Münchner Innenstadtwirte. „Wir kommen wegen Corona gerade aus einem Tal der Dürre! Wir haben keine Spielräume mehr!“