Die Schreckensbilder von getöteten Zivilisten aus Butscha und anderen ukrainischen Städten gingen in der vergangenen Woche um die Welt. Sie fanden am Samstag auf dem Odeonsplatz ihr Echo – bei einer Demonstration mit rund tausend Teilnehmern. Deren Wut ist angesichts der brutalen Angriffe auf die ukrainische Zivilbevölkerung groß, die Angst vor weiteren Massakern ist bei vielen am Samstag allgegenwärtig.
An die Opfer erinnern die Demonstranten mit Bildern von Leichen, die auf Schildern hochgehalten werden. Zunächst halten die Demonstranten eine Schweigeminute ab. Dann singt eine Frau auf Ukrainisch. Eine Demonstrantin übersetzt: „Es geht um die ukrainische Liebe, um Freundschaft und darum, dass wir alle eine große Familie sind.“
Viele der Münchner, die sich auf dem Odeonsplatz versammelt haben, sind mit Ukraine-Fahnen gekommen, die sie sich umgehängt haben, zudem wird eine riesige EU-Flagge geschwenkt. Dennoch gehen viel mit der Europäischen Union hart ins Gericht. Sie fordern von den europäischen Staaten nicht nur ein Öl- und Kohle-Embargo gegen Russland, sondern auch eine Liefersperre von Gas aus Russland.
Olena Voigt ist eine der Teilnehmerinnen der Demonstration. Sie stammt selbst aus der Ukraine und lebt bereits seit fünf Jahren in Deutschland. Im Arm hält sie ein aus Stoff geformtes Baby. Es ist blutrot angemalt – damit will sie auf die besonders schwierige Situation der Kinder in ihrem Heimatland aufmerksam machen. „Es soll ein Symbol für die vielen getöteten Kinder sein“, erklärt sie. „Ich will, dass das Töten aufhört.“
Ein weiterer Demonstrant ist Jonas Palm. Er ist zum Studieren aus Estland nach Deutschland gekommen und sehr betroffen von der russischen Attacke auf die Ukraine. Er sagt: „Der Krieg trifft auch uns ins Herz. Wir könnten die Nächsten sein und haben auch eine historische Verbindung zu Russland und der Ukraine. Deshalb bin ich hier.“ PETER SCHLINGENSIEF