Heizverbot erwischt Wirte kalt

von Redaktion

VON ANDREAS DASCHNER

Stammgästen dürfte es sofort aufgefallen sein: Vor dem Augustiner Klosterwirt im Schatten der Frauenkirche stehen plötzlich ein Viertel weniger Tische als zuvor. Witterungsbedingt habe er die Fläche verkleinert, sagt Wirt Gregor Lemke. Und: „Heizstrahlerbedingt.“ Viele Gäste, die zuletzt draußen saßen, kämen nicht mehr.

Noch offensichtlicher wird es beim Kilian’s Irish Pub auf der anderen Seite des Doms. Dort, wo der Schatten der Kirchtürme auf die Tische fällt – der größere Teil der Freischankfläche –, herrscht gähnende Leere an den Tischen. Auf den wenigen Sitzmöglichkeiten in der Sonne drängen sich die Gäste. „Und abends ist es ohne Heizstrahler sowieso ein Problem“, berichtet Geschäftsführer Paul Daly.

Die Corona-Beschränkungen fallen zwar weg, nicht aber die Bedenken etlicher Menschen vor dem Besuch im Innenbereich des Wirtshauses. „Corona ist noch in den Köpfen“, sagt Lemke, der auch Sprecher der Innenstadt-Wirte ist. Einige Gäste würden sich draußen einfach wohler fühlen – „aber nicht bei 14 oder 15 Grad“. Auch Daly hat Gäste, die weiter Außenplätze bevorzugen – wenn es denn warm ist.

Was Lemke besonders ärgert: Er hatte seinen Augustiner Klosterwirt wegen der Heizstrahler-Regelung in der Pandemie noch in großem Stile umgerüstet. Die Geräte wurden eigentlich bereits im Vorjahr verboten. Wegen Corona waren aber mit Ökostrom betriebene Strahler bis jetzt erlaubt. Lemke hatte dies zum Anlass genommen, seine gesamte Gaststätte auf Ökostrom umzustellen.

Der Verbrauch liegt bei satten 750 000 Kilowattstunden im Monat. „Das stellt sich wirtschaftlich natürlich anders dar als mit konventionellem Strom“, sagt er. Soll heißen: Ökostrom ist teurer. Ohne die Pflicht für Öko-Heizstrahler hätte er nicht umgerüstet, sagt Lemke. „Wir haben also alles installiert und plötzlich heißt es: Die Heizstrahler gehen nicht mehr.“ Das treffe ihn – wie alle Wirte – natürlich schwer.

Ebenso schwer würde es die Gastronomen treffen, wenn für die während Corona erweiterten Freischankflächen wieder Gebühren erhoben würden. Das Thema ist zwar politisch noch nicht ganz ausdiskutiert, ein Beschluss im Kreisverwaltungsausschuss wurde auf 17. Mai vertagt. Doch Lemke schlägt schon jetzt Alarm: „Das Wasser steht uns allen bis zum Hals.“ Das sagt auch Wirt Paul Daly vom Kilian’s Irish Pub: „Unsere Kosten sind durch den Ukraine-Krieg wahnsinnig gestiegen.“ Lemke plädiert deshalb für eine weitere ein- bis zweijährige Sonderregelung ohne Gebühren – „bis wir uns wieder konsolidiert haben“. Dann wieder Gebühren zu erheben, sei in Ordnung.

In der rot-grünen Rathaus-Koalition ist man sich aber einig, dass das auch jetzt schon legitim ist. „Wir dürfen als Kommune nichts verschenken“, sagt Stadträtin Gudrun Lux (Grüne). Dem Gebührenerlass während Corona habe man wegen der Beschränkungen durch Lockdown und Abstandsregeln trotzdem zugestimmt. Doch jetzt sei es gerechtfertigt, „für öffentlichen Raum, der zur Gewinnerzielung genutzt wird, Gebühren zu erheben“.

Zudem habe man in den vergangenen zwei Jahren viel für die Gastronomie getan, ergänzt Christian Vorländer (SPD) mit Blick auf Schanigärten und Stadtterrassen. „Die Stadt braucht außerdem die Einnahmen, damit sie ihre zahlreichen Aufgaben erfüllen kann.“ Die Erhebung von Gebühren sei vertretbar. „Die Wirte bekommen im Gegenzu#g ja etwas, nämlich mehr Flächen“, sagt Vorländer.

Artikel 6 von 8