Es steht gar nicht gut um den Spatz in der Landeshauptstadt – der Bestand der kleinen Vögelchen nimmt immer weiter ab. Und das, obwohl er so untrennbar mit München verbunden ist – ist doch „Spatzl“ der münchnerischste Kosename überhaupt.
Aber der Spatz, oder Haussperling, wie der Vogel eigentlich heißt, hat immer weniger Raum zum Leben. Nach einer Zähl-Aktion des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und des Landesbundes für Vogelschutz Bayern (LBV) wurden fünf Prozent weniger Spatzen gesichtet als noch in der Vorjahreszählung.
0,9 Spatzen gibt es im Schnitt pro Garten in München – so wenige wie in keiner anderen deutschen Stadt. Vor zwölf Jahren waren es noch 3,8. Katzen, Marder oder Sperber sind des Spatzen natürliche Feinde – aber es gibt noch weitere, ganz spezielle Herausforderungen in einer Stadt.
Sylvia Weber, Projektleiterin für Artenschutz an Gebäuden vom LBV, erklärt, warum es der Spatz in München so schwer hat. „Einer der Gründe ist, dass in den vergangenen Jahrzehnten ein Brutplatz nach dem anderen wegsaniert wurde“, sagt Weber.
Hochwertiger, energetischer Neubau und Sanierungen seien zwar nachhaltig, aber Spatzen fänden keine Brutplätze mehr – die Gebäudehüllen und Häuserfassaden sind dicht, die Vögelchen kommen nicht mehr unter die Ziegel oder hinter die Fassade.
Da ist vor allem eine Eigenschaft der Spatzen eine zusätzliche Hürde: „Spatzen haben ein reges Sozialleben, sie sind sehr gemeinschaftlich.“ Das gilt auch bei der Brut, Spatzen sind Koloniebrüter. Bedeutet, dass nie nur einzelne Brutpaare an einem Ort nisten, sondern immer ganze Kolonien, bestehend aus etwa zehn Brutpaaren. Ergo muss nicht nur ein Haussperlingspaar eine Nische im Haus finden, sondern gleich zehn.
Und nicht nur Nischen zum Brüten, auch die Nahrung in der Umgebung muss für eine ganze Kolonie reichen: Der Insektenschwund in der Stadt stellt die Spatzen also ebenfalls vor große Probleme. Erwachsen sind die Vögel zwar Vegetarier, Junge fressen allerdings Insekten – die perfekte Eiweißkost für Heranwachsende. „Wo es schon mal genug Brutplätze gibt, reicht die vorhandene Nahrung oft nicht für eine ganze Kolonie“, sagt Weber.
„Ein dritter Faktor ist, dass Spatzen ihre Schutzgehölze verlieren, wie Ligusterhecken und dichten Efeu.“ Gerade junge Spatzen brauchen die Schutzräume, auf Asphalt sind sie verloren und ihren Feinden schutzlos ausgeliefert – die Gehölze werden aber oft von gutmeinenden Hobbygärtnern extrem gestutzt.
Der LBV kämpft mit Spatzentürmen gegen den Verlust der Populationen in der Stadt. Dort haben die Vögel ausreichend Platz zu nisten. Trotzdem: Der Spatz hat es alles andere als leicht in unserer Stadt.