Am Tag danach flattert ein Absperrband über der Keferloherstraße, mehrere Polizeiwagen sind vor Ort. Passanten sind verunsichert, viele haben noch gar nicht mitgekriegt, dass hier am Mittwochabend Schüsse gefallen sind. „Da bekommt man ein ungutes Gefühl“, sagt eine Nachbarin. Denn es ist nicht das erste Mal, dass es in Milbertshofen zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung kommt. Auch eine Mutter, deren 13-jähriger Sohn dort zur Schule geht, ist schockiert: „Natürlich macht man sich Sorgen, gerade wenn die Kinder in der Pubertät sind.“
Am Mittwoch gegen 21 Uhr meldeten Anwohner „drei bis fünf Schüsse“. Über 30 Streifen der Polizei rückten aus. Auf dem Gehweg an der Bushaltestelle an der Schleißheimer Straße bemerkten Beamte einen hinkenden 24-Jährigen. Es stellte sich heraus, dass dieser eine Schussverletzung am Bein hatte. „Ob es ein zielgerichteter Schuss oder ein Abpraller war, wissen wir nicht“, sagt ein Polizeisprecher. Die Polizei fand vor Ort Patronenteile, die jetzt kriminaltechnisch untersucht werden.
Es gibt viele offene Fragen – denn der Verletzte, ein Münchner aus einer anderen Stadtgegend, ist nicht sehr auskunftsfreudig. Er kam in eine Klinik. Einer Streife fiel am Abend ein Mercedes auf, der sich vom Tatort entfernt hatte. Später entdeckten Polizisten das geparkte Auto in der Schopenhauerstraße. Als sich ein 32-Jähriger dem Fahrzeug näherte, forderten sie ihn auf, stehen zu bleiben – doch der Mann entfernte sich. Erst, nachdem ein Polizist einen Warnschuss in eine Grünfläche abgegeben hatte, blieb der Mann stehen. Nach einer Vernehmung wurde der Münchner, der aus einem anderen Viertel im Norden stammt, wieder entlassen. Laut Polizei ergab sich zunächst kein Tatverdacht.
Weil beide Männer wegen Drogenkriminalität bekannt sind, überlegte die Polizei, ob es sich um einen fehlgeschlagenen Drogendeal handeln könnte. „Aber ein Zusammenhang hat sich in den Vernehmungen bisher nicht bestätigt“, so der Polizeisprecher. Nicht bekannt ist bisher zudem, ob die beiden Männer in einer Beziehung zueinander stehen. Auch ein Zusammenhang mit dem Bandenstreit und der Messerstecherei am Korbinianplatz, bei der im März ein 18-Jähriger starb, konnte nicht festgestellt werden. Bei dem jetzigen Vorfall ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung. Wer etwas beobachtet hat, soll sich unter Telefon 089/2910-0 melden. CLAUDIA SCHURI