Klimaaktivist Benjamin Rückert (21) lebt gefährlich. Es war nicht das erste Mal, dass sich der Münchner auf einer Fahrbahn angeklebt hat. Die Wut der Autofahrer ist einkalkuliert. Doch gestern ist eine dieser Aktionen in München eskaliert. Ein Autofahrer rastete aus und zückte einen Schlagstock.
Es begann damit, dass sich Rückert gegen 8 Uhr morgens mit zwei weiteren Aktivisten der Protestbewegung Letzte Generation auf die Abfahrt der Autobahn 95 Richtung Fürstenried setzte. Das Ziel der Straßenblockade: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) solle die fossile Infrastruktur nicht weiter ausbauen. Bei den wartenden Autofahrern stieß das auf wenig Verständnis. Denn die Aktivsten legten den Verkehr stadteinwärts auf der Ausfahrt für rund zwei Stunden lahm.
Der Fahrer eines schwarzen Mercedes wollte nicht so lange warten: Er schob sich mit seiner Limousine halb auf dem Grünstreifen an anderen Autos vorbei. „Er kam langsam mit dem Auto immer näher, bis ich den Druck seines Reifens an meinem Knie spürte“, sagt Rückert. Dann stieg der Mann mit grauem Vollbart aus. Er holte einen Schlagstock hervor, bedrohte Rückert damit und zerrte ihn an seiner Warnweste von der Straße. „Ich war in Schockstarre“, sagt Rückert. Später ließ der Autofahrer von ihm ab und fuhr weiter. Als später die Polizei mit mehreren Streifen anrückte, klebten sich Rückert und ein weiterer Aktivist auf der Fahrbahn fest. Die Beamten mussten sie mit einem speziellen Mittel vom Asphalt lösen. Verletzt wurde niemand.
Zu dem Mann mit Schlagstock hat die Polizei bislang keine Hinweise, teilt ein Sprecher mit. Die Aktivisten erhielten eine Anzeige. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bezeichnet den Protest auf Anfrage unserer Zeitung als „absolut inakzeptabel.“ Er warnt Autofahrer aber davor, zur „Selbsthilfe“ zu greifen. „Auch das könnte strafbar sein.“
Bereits im Februar hatten Aktivisten von „Letzte Generation“ eine Flughafenzufahrt in München blockiert. Für die kommenden Montage sind weitere Blockaden in München und Bayern angekündigt.